Katholische Kirche lehnt Eintritt für Kathedrale Notre-Dame ab

Freier Zugang für alle

Die Kirche in Frankreich hält nichts vom Vorschlag der Kulturministerin, ein Eintrittsgeld für touristische Besucher der Kathedrale Notre-Dame zu erheben. Eine praktische Umsetzung des Plans wäre ohnehin schwierig.

Im Dezember 2024 soll die wiederaufgebaute und restaurierte Kathedrale in Paris wiedereröffnen / © Corinne Simon (KNA)
Im Dezember 2024 soll die wiederaufgebaute und restaurierte Kathedrale in Paris wiedereröffnen / © Corinne Simon ( KNA )

Der Besuch der Kathedrale Notre-Dame in Paris soll kostenlos bleiben. Dafür hat sich die katholische Kirche am Donnerstag ausgesprochen. Anlass war ein Interview mit Kulturministerin Rachida Dati, in dem sie gefordert hatte, ein Eintrittsgeld in Höhe von fünf Euro für jeden touristischen Besuch zu erheben.

Der freie Zugang zu Kathedralen und Kirchen fuße zum einen auf einem Gesetz aus dem Jahr 1905, das die Trennung von Staat und Kirche vorsehe, heißt es in einer Mitteilung des Erzbistums Paris. Zum anderen sei es der Auftrag der Kirche, jeden Menschen unabhängig von Herkunft, Religion, Weltanschauung und finanzieller Mittel anzunehmen.

Auch habe Notre-Dame nie zwischen Pilgern und anderen Besuchern unterschieden. Während der Gottesdienste würden die Besuche fortgesetzt. Eine Trennung sei aufgrund der Räumlichkeiten schwierig umzusetzen. Ohnehin wolle man die vielen Gäste nicht daran hindern, "ihre unerschütterliche Verbundenheit mit Notre-Dame zu demonstrieren".

Eintrittsgeld könnte Millionen einbringen

Ministerin Dati hatte zuvor der Zeitung "Le Figaro" (Donnerstag) vorgerechnet: "Mit nur fünf Euro je Besucher würde man 75 Millionen Euro pro Jahr bekommen." Diesen Vorschlag habe sie dem Erzbischof von Paris, Laurent Ulrich, unterbreitet.

Notre-Dame habe die Aufmerksamkeit für das religiöse Erbe geweckt, das allen Franzosen gehöre, unabhängig von ihrem Glauben, so die Ministerin. Das Geld sollte zum Schutz dieses Erbes in ganz Frankreich genutzt werden. "Somit würde Notre-Dame de Paris alle Kirchen in Paris und Frankreich retten." Das wäre "ein großartiges Symbol".

Dati sprach sich zudem dafür aus, die Eintrittspreise etwa beim Louvre-Museum für Touristen aus Nicht-EU-Ländern zu erhöhen. "Es ist nicht die Absicht der Franzosen, alles selbst zu bezahlen", sagte sie. Eine entsprechende Regelung solle Anfang 2026 in Kraft treten.

Wiedereröffnung von Notre-Dame Anfang Dezember

Notre-Dame soll nach rund fünfeinhalb Jahren Wiederaufbau am 8. Dezember wiedereröffnet werden. Die weltberühmte Kirche war bei einem Brand im April 2019 stark beschädigt worden.

Im September wurde ein Online-Reservierungssystem für die Eröffnungsfeier angekündigt. Details sollen Mitte November bekanntgegeben werden. Das Buchungssystem selbst wird voraussichtlich erst wenige Tage Wiedereröffnung freigeschaltet.

Vor 2019 besuchten jährlich 12 bis 14 Millionen Menschen das Gotteshaus. Zum Vergleich: Den Eiffelturm besuchten 2023 gut 6,3 Millionen Menschen.

Die religiöse Bedeutung von Notre-Dame

Notre-Dame ist die Kirche des Pariser Erzbischofs - daher der Titel "Kathedrale" (lat. cathedra = Sitz, Stuhl). Vorgängerbauten auf der Ile de la Cite, der Kernstadt auf der Seine-Insel, lassen sich bis um das Jahr 540 zurückverfolgen. Hier befanden sich die wichtigsten Reliquien von Paris, darunter auch ein Teil der Dornenkrone und ein Kreuznagel, die traditionell als von der Kreuzigung Jesu Christi stammend verehrt werden.

Bauzaun vor Notre-Dame / © Corinne Simon (KNA)
Bauzaun vor Notre-Dame / © Corinne Simon ( KNA )
Quelle:
KNA