DOMRADIO.DE: Spüren Sie diesen Rückgang? Schrumpft die Zahl der Kommunionkinder bei Ihnen auch?
Marianne Arndt (Gemeindereferentin in Köln Höhenberg und Vingst): Bei uns sind die Zahlen nur leicht rückläufig. Wir hatten im vergangenen Jahr ähnlich viel wie dieses Jahr. Wir haben 35 und 2020 hatten wir 37 Kommunionkinder.
Ich habe in meiner vorhergehenden Gemeinde in Köln-Mülheim, wo ich selber über Jahrzehnte die Kommunionvorbereitung gemacht habe, geschaut. Dort gibt es einen gravierenden Rückgang, der zu verzeichnen ist. Da sind wir von 57 im letzten Jahr auf 42 Kinder in diesem Jahr.
Im städtischen Gebiet, gerade auch in Vingst-Höhenberg und Mülheim, haben wir seit Jahren steigende Migrantenzahlen. Das ist sicherlich ein Grund für den Rückgang der Kommunionkinder. Aber die steigenden Kirchenaustrittszahlen natürlich auch, da werden dann auch weniger Kinder getauft.
DOMRADIO.DE: Wenn es weniger getaufte Kinder gibt, sind logischerweise auch weniger Kinder, die zur Kommunion gehen.
Arndt: Genau das zeichnet sich ab. Ich halte in einer Grundschule für die 3. und 4. Klasse Schulgottesdienste. Nur noch wenige Kinder gehen dort zur Kommunion oder sind überhaupt katholisch. Das merken wir seit vielen Jahren deutlich. Das ist auf dem Land noch anders. Ich glaube, da spielen eher die Kirchenaustritte eine größere Rolle für sinkende Zahlen.
DOMRADIO.DE: Vermischen sich da auch immer mehr die Religionen?
Arndt: Es ist wunderbar, wenn Muslime und Christen zusammen zum Martinsfeuer gehen und Sankt Martin feiern. Muslime und Christen feiern gemeinsam das Nikolausfest. Auch an Weihnachten sind wir gemeinsam in Gottesdiensten. Das wird mehr.
So feiern wir auch gemeinsam das Fastenbrechen Iftar oder den Ramadan mit. Es gibt immer mehr muslimische Kinder, die den Kommunionkindern am Weißen Sonntag gratulieren oder die zu den Gottesdiensten kommen.
Letztes Jahr waren zwei muslimische Familien bei uns in der Kommunionfeier, die gesagt haben. "Wir sind eingeladen, weil das sind unsere Nachbarn und wir freuen uns sehr, dass wir daran Anteil haben können."
Ich selbst bin im Bergischen aufgewachsen, da waren die Katholiken in der Minderheit und ich war oft bei den Protestanten, wenn da meine Freundinnen konfirmiert worden sind. Vielleicht sind wir heute in dieser Situation, dass wir sagen, als Muslime und Christen begrüßen wir uns gegenseitig zu unseren besonderen Glaubensfesten. Das ist ein wichtiges Element.
DOMRADIO.DE: Wie gestalten sie die Vorbereitungen auf die heilige Kommunion? Ist das noch so wie früher?
Arndt: Man muss nicht jedes Jahr das Rad neu erfinden. In unserer Gemeinde in Vingst-Höhenberg ist es noch sehr traditionell. Dafür sind wir sehr dankbar.
Wir haben Kommuniongruppen, die sich wöchentlich treffen. Die Kinder nehmen von November bis Mai regelmäßig an unseren Sonntagsgottesdiensten teil, die oft in einer besonderen Gestaltung sind, in der Kinder mit einbezogen sind.
Ich glaube, das ist ein großer Gewinn und der Grund, warum die Kinder und auch die Familien gerne kommen. Denn die Suche nach Gemeinschaft, die ist nach wie vor da. Aber man muss es so gestalten, dass man die Sprache unserer Zeit spricht und dass man die Menschen einlädt.
Es ist ein Problem, wenn es Gemeinden gibt, wo bestimmte Menschen nicht zur Kommunion eingeladen sind. Sehr viele der Kommunionkinder kommen aus Patchworkfamilien. Theoretisch dürften deren Eltern nicht zur Kommunion gehen, weil sie wiederverheiratet, geschieden oder in wilder Ehe zusammenleben. Bei uns sind sie eingeladen. Das muss überall in aller Deutlichkeit sein!
Dann können wir mehr darüber sprechen, dass dieses Sakrament nicht mehr an Bedeutung verliert. Denn Christus hat keinen ausgeschlossen. Das haben wir deutlich an der Gründonnerstagsfeier gespürt. Da müssen wir hin. Wir dürfen Menschen nicht ausschließen, sondern wir müssen Menschen einschließen. Damit dieses Sakrament der Nähe Christi, der Kraftspendung Jesu Christi durch die Eucharistie, durch das heilige Brot auch heute noch eine Wirklichkeit hat, und zwar nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Eltern.
Das Interview führte Uta Vorbrodt.