"Vielleicht sollte mal die Stadt Köln vorbeikommen und sich das anschauen." Die Freude und auch ein bisschen Stolz ist spürbar, als der Pfarrer von St. Pantaleon und der bauleitende Architekt Max Ernst Journalisten kurz vor Abschluss der Generalsanierung die Kirche von innen und außen zeigen. Denn insgesamt ist die Sanierung trotz Corona und steigender Preise sowohl im zeitlichen wie finanziellen Rahmen geblieben – das gelingt der öffentlichen Hand eher selten.

Vor fast zehn Jahren begannen die Planungen, erzählt Pfarrer Volker Hildebrandt beim Rundgang durch die Kirche. Dass umfassend renoviert werden musste, war schnell unstrittig. Durch das Langhausdach drang Regenwasser ein, viele Bauteile aus der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg waren marode, weitere statische Sicherungen wurden ebenfalls nötig.
Mehr als 1.000 neue Steine wurden in der Außenfassade eingelassen, berichtet Pfarrer Hildebrandt. Die Fugen wurden erneuert, die Fenster aufwändig wetterfest gemacht und die Dächer renoviert. Mit Bleibahnen etwa wurden die Seitenschiffe neu gedeckt, rund 50 Tonnen Blei kam dabei aufs Dach, die Schieferdächer wurden ebenfalls erneuert.

Details präsentieren Ernst und Hildebrand beim Gang auf das Baugerüst. Wie sorgfältig die unterschiedlichen Gewerke arbeiten, zeigt sich etwa bei den heiklen Übergängen zwischen den Dächern zu den Wänden oder der Erneuerung der Maßwerkfenster. Jeder neue Stein in der Außenfassade wird dokumentiert, die Steinmetze markieren sie mit einem speziellen Symbol, wie Ernst an einem Beispiel zeigt.

Auch innen hat sich viel getan. Beim Presserundgang sind Handwerker noch mit letzten Arbeiten beschäftigt, Baugeräte und Gerüste stehen noch herum. Der Raumeindruck hat sich durch die Sanierung verändert. Der durch die Jahre angegraute Putz wurde abgeschlagen und durch Kalkputz ersetzt, der den Kirchenraum dominierende spätgotische Lettner wurde wie der barocke Hochalter von 1749 sorgfältig renoviert.
Überraschende Funde bei Sanierung
Bei der Generalsanierung gab es auch einige Überraschungen, so wurden zwei historische Wandschränke in der östlichen Chorwand gefunden, deren Funktion heute unklar ist. Bauhistorisch bedeutsam ist auch der Fund von Holzresten aus dem 10. Jahrhundert, die eine Fertigstellung des Westwerks der Kirche rund 100 Jahre früher als bisher angenommen belegen.
Max Ernst als bauleitender Architekt ist vor allem von der guten Zusammenarbeit im Laufe der rund viereinhalb Jahre begeistert: "Es gab von Anfang bis Ende ein gutes Miteinander, ein gutes Klima innerhalb der Bauherrenschaft und auch unter den Handwerkern."

Pfarrer Hildebrandt hat sich zwar gut in die Angelegenheiten rund um die Sanierung eingearbeitet, er stellt aber klar: "An erster Stelle war die Seelsorge, die immer Vorrang hatte und die auch ungebrochen intensiv war." Denn trotz der Generalsanierung, die den kompletten Innen- wie Außenbereich umfasste, musste die Gemeinde die Kirche nicht verlassen.
Teile des Gebäudes wurden abgetrennt, damit die Gläubigen im anderen Teil weiterhin Gottesdienst feiern konnten. Zwar gab es manchmal kein Licht und kein Mikrofon, dafür aber viel Baulärm, doch die Herausforderungen der Sanierung hätten die Gemeinde zusammengeschweißt, sagt Volker Hildebrandt, der seit 2008 Pfarrer an St. Pantaleon ist.

Die ehemalige Benediktinerkirche gehört zu den ältesten romanischen Kirchen Kölns. Die Baugeschichte geht bis in die Römerzeit zurück, als eine Anlage einer villa suburbana außerhalb der römischen Stadtmauer. Die heutige Kirche entstand wohl im Zuge einer Gründung eines Benediktinerkloster im 10. Jahrhundert als Neubau. Wichtige Gräber wie die von Kaiserin Theophanu und Erzbischof Bruno befinden sich dort.

Dass die Kölner noch lange etwas von St. Pantaleon haben werden, dafür soll die Generalsanierung sorgen, die insgesamt im Zeit- und Kostenrahmen nach Auskunft der Pfarrei bleibt. Den Hauptteil der Finanzierung von 14 Millionen Euro trägt das Erzbistum Köln.
Der Kirchenraum mit Westwerk, Langhaus, Chor und Querhäusern soll ab dem Nikolaustag wieder voll nutzbar sein – aus diesem Anlass feiert Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki um 18:30 Uhr einen Festgottesdienst in der Kirche.

Damit ist auch die Aufgabe von Architekt Ernst fast beendet – nur die Außenanlagen brauchen noch etwas. Die Renovierung von St. Pantaleon ist ihm schon längst ans Herz gewachsen, trotz der vielen Arbeit und den zahlreichen Herausforderungen: "Das Ergebnis, das sich jetzt präsentiert, macht mich sehr glücklich und stolz."