DOMRADIO.DE: Was ist denn das Katholisch-Soziale Institut, KSI, genau?
Guido Assmann (Generalvikar des Erzbischofs von Köln): Das Katholisch-Soziale Institut war erst in Bad Honnef angesiedelt. Dort hat es sich einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Als die Benediktiner ihre Abtei in Siegburg verlassen mussten, weil sie wenig Nachwuchs hatten, wurde der Ort frei und das KSI ist dorthin gezogen. Das Gebäude wurde komplett neu aufgebaut.
Seitdem macht das KSI in Siegburg hervorragende Arbeit, indem es sie die katholische Soziallehre immer wieder ins Gespräch bringt. So begleitet das KSI gesellschaftliche Veränderungen aus Sicht der katholischen Soziallehre. Zum Beispiel geht es der Frage nach, wie in der heutigen Gesellschaft Leben und Arbeiten in Würde gelingen kann. Damit ist das KSI ein wichtiger Ort im Erzbistum Köln, der wirklich ein Leuchtturm ist.
DOMRADIO.DE: Die fünf aus dem Kuratorium ausgetretenen Mitglieder schreiben, dass sie über die Besetzung des Führungspostens seit Monaten im Unklaren gelassen werden. Ist das so?
Assmann: Ich bedaure sehr, dass die Kuratoriumsmitglieder ihren Rücktritt erklärt haben. Vor allem, weil am Ende dieser Woche eine große Sitzung des Kuratoriums stattfindet und ich bereits zugesagt hatte und auch weiterhin zusage, bei dieser Vollversammlung des Kuratoriums alle Anwesenden bestens über den Sachstand und die bisher eingeleiteten Schritte zu informieren. Das habe ich dem Vorstand zugesagt und die Mitglieder des Kuratoriums wissen davon.
Daher eine Woche vor dieser Sitzung mit der Begründung keine Information bekommen zu haben, den Rücktritt zu erklären, bedauere ich sehr. Diese eine Woche hätte man noch warten können. Danach hätte man immer noch mehr ins Gespräch kommen können. Daher finde ich den Rücktritt sehr schade, weil der Gesprächsfaden jetzt abgerissen ist.
DOMRADIO.DE: Die zurückgetretenen Kuratoriumsmitglieder schreiben in ihrer Begründung, dass die Vorentscheidung über die Besetzung längst getroffen sei. Was entgegnen Sie dem?
Assmann: Ich würde gerne etwas zum Verfahren der Stellenbesetzung sagen. Dass der bisherige Direktor Prof. Dr. Ralph Bergold im Herbst in den wohlverdienten Ruhestand geht, ist lange bekannt. Weil der Posten des KSI-Direktors eine so wichtige Aufgabe ist, die dem Erzbischof am Herzen liegt, haben wir früh in diesem Jahr Gespräche aufgenommen.
Dafür habe ich im Januar die Mitglieder des Vorstandes des Kuratoriums zu mir in mein Büro nach Köln eingeladen. Dort haben wir die Kriterien benannt, wie eine geeignete Person gesucht werden soll und welche notwendige Voraussetzungen diese mitbringen muss. Die Ergebnisse sind in einem Protokoll festgehalten worden. Sie wurden dem Erzbischof bekannt gemacht und wurden von ihm auch sehr aufmerksam wahrgenommen.
Das Kuratorium ist ein Gremium, das die pädagogische Arbeit der Einrichtung begleitet. Mit Stellenbesetzungen hat es eigentlich nichts zu tun. Laut der öffentlich einsehbaren Satzung wird die Stelle des Direktors des KSI vom Erzbischof von Köln frei besetzt. Außerdem steht in der Satzung, dass der Posten des stellvertretenden Direktors vom Generalvikar frei besetzt wird.
Weil die Stelle des KSI-Direktors eine so wichtige Stelle ist, war es uns schon ein Dreivierteljahr vor der Neubesetzung wichtig, mit dem Kuratorium Gespräche zu führen. Der aktuelle Zwischenstand darüber, welche Schritte gemacht worden sind, wird in der nächsten Sitzung mitgeteilt. Wir hoffen, dass wir im Idealfall, wenn die weiteren Gespräche gut verlaufen, vor den Sommerferien bekannt machen können, wie die Stelle neu besetzt werden kann.
DOMRADIO.DE: Sie sagen also, dass eine Entscheidung noch nicht gefallen ist, auch wenn von Seiten der zurückgetretenen Kuratoriumsmitgliedern von einer Vorentscheidung die Rede ist. Sie können das nur entschieden entkräften?
Assmann: Ich habe bisher mit niemandem, der identifiziert werden könnte, als möglicher Direktor ein Gespräch in die Richtung geführt. Das steht erst für die nächste Zeit an, sodass wir hoffentlich unserem Plan gemäß rechtzeitig vor den Sommerferien eine Person identifizieren können, mit der die Gespräche hoffentlich zum Ziel führen, sodass wir einen Namen des künftigen Direktors des KSIs bekannt machen können und es eine gute Übergangszeit gibt, damit die gute Arbeit des KSI nahtlos in eine gute Zukunft geführt wird.
DOMRADIO.DE: Was sagen Sie zu dem Vorwurf, dass das ohne Ausschreibung geschehe?
Assmann: Es gibt keine Ausschreibung, das stimmt. Aber das ist ein durchaus mögliches Verfahren, dass in Kirche, Gesellschaft und in der Wirtschaft für wichtige Positionen durchgeführt wird. Für bestimmte, wichtige Posten geht man gezielt auf Menschen zu, die man für geeignet hält und führt entsprechende Gespräche.
Das Interview führte Johannes Schröer.