Die Weihnachtsgeschichte wird in zwei Evangelien der Bibel erzählt. Einmal im Lukas- und einmal im Matthäusevangelium. Früher ließen sich die Gläubigen in der Kirche diese Geschichte vorlesen oder sangen selbst darüber in Liedern. Darstellungen, wie wir sie heute kennen, sind bis ins Mittelalter hinein nicht belegt.
Von der Geburt Jesu bis hin zur ersten Krippendarstellung, vergingen über 1.200 Jahre, erklärt Anja Schöne, die Leiterin des Museums Religio im westfälischen Telgte: "Man sagt, dass der Heilige Franziskus im Jahre 1223 in Greccio eine Art lebendige Krippe aufgebaut hat, mit lebenden Tieren. So wollte der Mönch der Bevölkerung die Geburtsgeschichte Jesu ganz anschaulich vermitteln."
"Kindleinwiegen“ in Frauenklöstern
Auch ein vorweihnachtlicher Brauch in Frauenklöstern kann als Vorreiter der Krippen gesehen werden: das so genannte "Kindleinwiegen". Wichtiger Bestandteil waren die so genannten Fatschenkindl. Das sind Wachsfiguren, die ein gewickeltes Jesuskind darstellen. "Die Nonnen haben diese gewickelten Jesuskinder in den Kirchen vor Weihnachten in eine Krippe gelegt und haben sie dann auch Wiegenlieder dazu gesungen."
Ein dritter Impuls für die Entstehung von Krippen ging sozusagen von der Reformation im 16. Jahrhundert aus. Die Jesuiten wollten die verlorenen Gläubigen wieder zurückgewinnen. "So haben sie angefangen, Krippen in Kirchen aufzubauen und damit die Lebensgeschichte Jesu anschaulich den Gläubigen zu vermitteln", erklärt Volkskundlerin Schöne.
Krippen standen zunächst nur in Kirchen
Zunächst standen die Krippen nur in Kirchen. Dass sie den Einzug in die Häuser der Gläubigen fanden, hat etwas damit zu tun, dass sich das Weihnachtsfest insgesamt wandelte. Vom reinen Kirchenfest zum bürgerlichen Familienfest.
Apropos Familie: Wer sich eine moderne Krippe genau anschaut, kann erkennen, dass sich darin auch das heutige Verständnis von Partnerschaft und Familie ablesen lässt. In früheren Darstellungen wird Josef oft als alter Mann dargestellt, "um auch deutlich zu machen, dass er nicht der leibliche Vater Jesu ist", so Anja Schöne. "Wenn Sie sich die heutigen Krippen anschauen, dann sieht man eigentlich immer ein junges Paar. Das heißt, die heutigen Vorstellungen von einer idealen Familie haben sich natürlich auch bei den Krippengestaltungen ausgewirkt."