Papst Franziskus sei "mit dem Herzen bei uns in Deutschland" und verfolge den Reformprozess des Synodalen Wegs sehr genau. "Er wünscht sich, dass wir dabei gut vorankommen."
Der Besuch des neuen Bischofskonferenz-Vorsitzenden im Vatikan war ursprünglich für einen früheren Zeitpunkt vorgesehen. Wegen der Corona-Pandemie verzögerte sich der Termin aber erheblich. Bätzing wurde bei der zweitägigen Visite von Pater Hans Langendörfer, dem Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, begleitet.
Neben der Begegnung mit dem Papst standen Gespräche mit den Leitern wichtiger Kurienbehörden auf dem Programm, etwa mit den Kardinälen Luis Ladaria (Glaubenskongregation) und Marc Ouellet (Bischofskongregation).
"Blockaden" des kirchlichen Lebens aus dem Weg räumen
Die Kurie schaue mit "großem Interesse" auf den Synodalen Weg, so Bätzing. Man wisse, dass das Projekt "nicht vom Himmel gefallen" sei. Vielmehr handele es sich um eine Verpflichtung für Bischöfe und Laien, um gemeinsam "Blockaden" des kirchlichen Lebens aus dem Weg zu räumen. Der Reformprozess sei auch angesichts der neuesten Kirchenaustrittszahlen notwendig, die "sehr bedrückend" seien. Besonders interessiert an den Vorgängen in Deutschland habe sich Kardinal Lorenzo Baldisseri gezeigt. Der Generalsekretär der Bischofssynode bereitet für 2022 ein Treffen in Rom mit dem Thema "Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Partizipation und Mission" vor.
Nach intensivem Ringen hatten die deutschen Bischöfe im Frühjahr 2019 einen verbindlichen Synodalen Weg beschlossen. Dabei soll es vor allem um die Themen Macht, Sexualmoral, Lebensform der Priester und die Rolle von Frauen in der Kirche gehen.
Unter Mitarbeit von katholischen Laien und externen Experten wollen die Bischöfe ihre Positionen zu diesen Fragen klären. Im Zusammenhang mit der Aufarbeitung kirchlichen Missbrauchs waren entsprechende Reformrufe lauter geworden. Das Projekt ist jedoch umstritten. Aus dem Vatikan kamen mehrfach Einwände und Mahnungen.
"Die Welt wird nach der Krise nicht mehr dieselbe sein"
"Ausdrücklich begrüßt" habe Franziskus indes einen wegen der Corona-Krise kürzlich beschlossenen Zwischenschritt des Synodalen Wegs. Bei mehreren Regionalkonferenzen im September sollen die Folgen des Gesundheitsnotstands für die Kirche in Deutschland erörtert werden. Aus Sicht des Papstes offenbar ein sinnvolles Vorhaben: "Er ist ebenso der Meinung, dass die Welt nach der Krise nicht mehr dieselbe sein wird", sagte Bätzing.
Besorgt sei der Papst auch über einen wiederaufkeimenden Nationalismus in Europa und anderswo. "Er befürchtet eine Spaltung der Gesellschaft", so der Bischof von Limburg. Franziskus habe das Thema selbst angesprochen und sich deutlich "als Pro-Europäer" geäußert. Positive Signale erwarte das Kirchenoberhaupt nicht zuletzt von der im Juli beginnenden deutschen EU-Ratspräsidentschaft. Vor allem Arme, Alte, Geflüchtete und Hilfsbedürftige dürften nicht aus dem Blick verloren werden.
Kommt der Papst nach Deutschland?
Bätzing hofft derweil, dass der Papst eine von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei einem Telefonat im Mai ausgesprochene Einladung nach Deutschland annimmt. Daran anknüpfend habe er ihn nun erneut eingeladen - "im Namen aller Katholiken". Ein solcher Besuch wäre eine ganz besondere "Ermutigung" in diesen schwierigen Zeiten, betonte der Vorsitzende der deutschen Bischöfe. "Ich hoffe sehr, dass er kommt."