Bund fördert Forschung zu Antisemitismus und Rassismus

"Gift für den gesellschaftlichen Zusammenhalt"

Die Bundesregierung unterstützt Forschungen zu Antisemitismus und Rassismus in den kommenden Jahren mit rund 35 Millionen Euro. Der Antisemitismusbeauftragte der Regierung und der Zentralrat der Juden begrüßen diesen Schritt.

Hakenkreuz-Graffiti auf jüdischem Friedhof / © Hadrian (shutterstock)
Hakenkreuz-Graffiti auf jüdischem Friedhof / © Hadrian ( shutterstock )

"Antisemitismus und Rassismus haben in Deutschland keinen Platz", erklärte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) am Mittwoch in Berlin. Sie seien Gift für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. "Dieses Gift müssen wir mit aller Entschlossenheit bekämpfen", so die Ministerin. Die Regierung wolle deshalb die Wissensbasis ausbauen, um die Wirksamkeit zu erhöhen.

Forschung und Förderung

Ab sofort werden nach ihren Angaben zum Thema Antisemitismus Forschungsverbünde mit insgesamt 12 Millionen Euro über vier Jahre gefördert. Außerdem starten weitere Förderprojekte im Umfang von 23 Millionen Euro.

Diese stünden im Zusammenhang mit dem im vergangenen Jahr eingerichteten Kabinettsausschuss zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus. Der Ausschuss war im März nach rassistischen und rechtsextremen Anschlägen wie den Morden in Hanau eingesetzt worden.

Antisemitismusbeauftragter verweist auf "Querdenker"

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, begrüßte die Förderung. Er verwies darauf, dass Antisemitismus und Rechtsextremismus auch den ideologischen Kitt bildeten, der die verschiedenen Gruppen auf den sogenannten Querdenker-Demonstrationen zusammenhalte.

Judenhass und Rassismus gebe es nicht nur in den herkömmlichen Szenen. Es habe "Diskursverschiebungen gegeben, die Positionen sagbar und umsetzbar erscheinen lassen, die wir nicht dulden können".

Zentralrat der Juden befürchtet Suche nach Sündenböcken

Auch der Präsident des Zentralrates der Juden, Josef Schuster, sieht den Antisemitismus unter den sogenannten Querdenkern und Corona-Leugnern als "das verbindende Element der unterschiedlichen Gruppen" aus Rechtsextremisten, Impfgegnern oder Esoterikern.

Schuster sagte der Düsseldorfer "Rheinischen Post" und dem Bonner "General-Anzeiger" am Donnerstag, der gemeinsame Feind seien in diesen Kreisen schnell die Juden. Dabei griffen sie letztlich uralte judenfeindliche Narrative auf.

Bereits im Mittelalter beim Ausbruch der Pest seien die Juden als Verursacher verdächtigt und verfolgt worden. Wenn bedrohliche Phänomene auftauchten, werde gerne ein Sündenbock gesucht. "Den findet man in einer Minderheit. Dieser Mechanismus greift nach wie vor. Diese Entwicklung ist zutiefst besorgniserregend", betonte Schuster.

 

Anja Karliczek, Bildungsministerin (CDU) / © Britta Pedersen (dpa)
Anja Karliczek, Bildungsministerin (CDU) / © Britta Pedersen ( dpa )

 

Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung: Felix Klein / © Rene Bertrand (dpa)
Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung: Felix Klein / © Rene Bertrand ( dpa )

 

Josef Schuster / © Paul Zinken (dpa)
Josef Schuster / © Paul Zinken ( dpa )
Quelle:
KNA
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