Gipfeltreffen von Katholiken und Anglikanern gestartet

Freundschaft der Konfessionen fördern

Die Zusammenarbeit zwischen Katholiken und Anglikanern liegt beiden Kirchen am Herzen. Die Oberhäupter, Papst Franziskus und Erzbischof Welby, verstehen sich gut; positives Vorzeichen für das nun begonnene Gipfeltreffen.

Autor/in:
Sabine Kleyboldt
Vesper mit Papst Franziskus in der Basilika Sankt Paul vor den Mauern in Rom zum Fest der Bekehrung des Apostels Paulus zum Abschluss der Gebetswoche für die Einheit der Christen. / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Vesper mit Papst Franziskus in der Basilika Sankt Paul vor den Mauern in Rom zum Fest der Bekehrung des Apostels Paulus zum Abschluss der Gebetswoche für die Einheit der Christen. / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Mit einem anglikanisch-katholischen Gipfeltreffen in Rom und Canterbury soll die Freundschaft und Verbundenheit der beiden Konfessionen gefördert werden. Dazu beraten in dieser Woche mehr als 50 Bischöfe aus 27 Ländern teils im Beisein von Papst Franziskus und Anglikaner-Primas Justin Welby über ein stärkeres gemeinsames Zeugnis in einer zerrissenen Welt, wie die Anglikanische Weltgemeinschaft ankündigte. Ziel ist auch eine gemeinsame Erklärung, die zu einer engeren Zusammenarbeit ermutigen soll. 

Das Motto des ökumenischen Treffens bis Montag (29. Januar) lautet "Growing together" - "Gemeinsam wachsen" oder auch "Zusammenwachsen". Das Programm für die Bischöfe aus allen Kontinenten, die paarweise als Anglikaner und Katholiken auftreten, begann am Dienstag mit einer Besichtigung des Petersdoms, dem Herzen der katholischen Weltkirche, sowie einem anglikanischen "Evensong" in der berühmten Basilika.

England und Rom

In den Jahrhunderten nach der Reformation standen in England der Papst und "die Papisten" in einem ganz schlechten Ansehen. Erst im 20. Jahrhundert wendete sich allmählich das Blatt. Aus Anlass eines hochrangigen vatikanisch-anglikanischen Welttreffens in Rom und Canterbury zeichnet die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) zentrale Stationen einer Geschichte von gegenseitiger Befruchtung, Anfeindung und Ausgrenzung - und zuletzt allmählicher Wiederannäherung - nach:

Anglikanische Bischöfe ziehen zu einem Gottesdienst in die Kathedrale von Canterbury ein (Archiv) / © Sabine Kleyboldt (KNA)
Anglikanische Bischöfe ziehen zu einem Gottesdienst in die Kathedrale von Canterbury ein (Archiv) / © Sabine Kleyboldt ( KNA )

Ein Höhepunkt ist der Donnerstag (25. Januar): Dann wollen Papst Franziskus und Erzbischof Welby am Grab des Apostels Paulus in der Basilika Sankt Paul vor den Mauern die Bischöfe paarweise beauftragen, "Zeugen der Einheit der Christen zu sein". Dies werde ein bedeutender Moment sein, der die anglikanisch-katholische Verbundenheit und den Fortschritt des ökumenischen Dialogs symbolisiere, hieß es. Der Gipfel wird von der Internationalen anglikanisch-römisch-katholischen Kommission für Einheit und Mission (IARCCUM) organisiert, die von beiden Kirchen für den ökumenischen Dialog gegründet wurde.

Neben den täglichen Gesprächen steht in Rom der Besuch der Kirche San Bartolomeo an, wo Welby eine anglikanische Eucharistiefeier leiten wird. Am Freitag wird die Gruppe in der Kirche San Gregorio al Celio erwartet, von wo aus der erste Erzbischof von Canterbury im Jahr 597 von Papst Gregor dem Großen nach England gesandt wurde.

Katholischer Bischof von Honkong predigt

Im südenglischen Canterbury (26.-29. Januar) steht ein Besuch der katholischen Thomaskirche auf dem Programm. Bei einem Gottesdienst in der anglikanischen Kathedrale von Canterbury predigt der katholische Bischof von Hongkong, Kardinal Stephen Chow.

Themen der Gespräche bei dem Treffen sind unter anderen die Lage der Kirchen und Völker in allen vertretenen Regionen, Synodalität, Umwelt, Frieden und Versöhnung sowie Schutz vor Missbrauch in der Kirche. Den gemeinsamen Vorsitz des Gipfels übernehmen der katholische Erzbischof von Regina (Kanada), Donald Bolen, und der anglikanische Bischof im Bistum Europa, David Hamid.

"Anglikaner und Katholiken führen seit 55 Jahren einen Dialog auf internationaler Ebene", erinnerte Bolan. Auch wenn dabei Konsens über einst trennende Schlüsselthemen erzielt worden sei, hätten die Erfolge des Dialogs die Beziehung auf lokaler Ebene nicht verändert. "Ziel von IARCCUM ist, auf dieser Geschichte des Dialogs aufzubauen, indem es Bischofspaare in verschiedenen Teilen der Welt ermutigt, ihren Kirchen zu helfen, den Grad unserer Gemeinsamkeiten kreativ und treu zu leben", betonte der Erzbischof.

Der anglikanische Bischof Hamid erklärte, das Programm "Growing Together" sei einzigartig in der ökumenischen Welt. Bei dem Treffen hätten die Bischöfe Gelegenheit, "Freuden und Leiden des bischöflichen Amtes miteinander zu teilen" und herauszufinden, wie die beiden Kirchen das Leben der Menschen vor Ort und in der ganzen Welt besser machen könnten.

Anglikanische Kirche

Die anglikanische Kirche entstand zur Zeit der Reformation in England. König Heinrich VIII. brach 1533 mit dem Papst, weil dieser sich weigerte, die Ehe des Königs zu annullieren. Als Oberhaupt einer neuen Staatskirche setzte sich Heinrich VIII. 1534 selbst ein. In Glaubensfragen blieben die Anglikaner zunächst bei der katholischen Lehre; später setzten sich protestantische Einflüsse durch. 1549 erschien das erste anglikanische Glaubensbuch, das «Book of Common Prayer».

Die Kathedrale von Canterbury, Sitz des anglikanischen Erzbischofs / © Sambraus, Daniel (epd)
Die Kathedrale von Canterbury, Sitz des anglikanischen Erzbischofs / © Sambraus, Daniel ( epd )
Quelle:
KNA