Papst Franziskus beim Mittagsgebet

Glaube hilft, aber ruht euch nicht auf ihm aus!

​Der Papst hat daran erinnert, dass der Glaube helfen kann, schwierige und auch scheinbar ausweglose Lebenssituationen durchzustehen. Franziskus betete zudem für Menschen mit seltenen Krankheiten und für die Freilassung entführter Mädchen in Nigeria.

Papst Franziskus spricht beim Angelus-Gebet zu den Menschen auf dem Petersplatz / © Gregorio Borgia/AP (dpa)
Papst Franziskus spricht beim Angelus-Gebet zu den Menschen auf dem Petersplatz / © Gregorio Borgia/AP ( dpa )

Der Papst warnte die Gläubigen vor geistlicher Bequemlichkeit. Angesichts dunkler Momente "brauchen wir also einen anderen Blick, ein Licht, das das Geheimnis des Lebens in der Tiefe beleuchtet und uns hilft, über unsere Schemata und die Kriterien dieser Welt hinauszugehen", sagte er am Sonntag beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz.

Oft fühlten Menschen sich verwirrt "angesichts großer Rätsel wie Krankheit, unschuldigem Schmerz oder dem Geheimnis des Todes". Zugleich fordere die christliche Botschaft dazu auf, sein "Leben als Dienst zu verbringen und es in Liebe zu geben", anstatt es für sich zu behalten und zu verteidigen. Dafür biete der Glaube an den zunächst gekreuzigten und dann auferstandenen Christus einen tragfähigen Ausweg.

Gleichzeitig warnte der Papst aber "vor geistlicher Faulheit". Es reiche nicht aus zu meinen: "Uns geht es gut, mit unseren Gebeten und Liturgien, und das reicht uns. Nein!" Beten bedeute nicht, "den Mühen des Lebens auszuweichen; das Licht des Glaubens ist nicht gedacht für schöne spirituelle Gefühle". Stattdessen müsse sich der Christ den Niederungen des Lebens stellen und sich dort bewähren.

Papst und Vatikan erinnern an Menschen mit seltenen Krankheiten

Papst und Vatikan haben mehr Zuwendung und Hilfen für Menschen mit seltenen Krankheiten gefordert. Anlass des Appells von Franziskus ist der 14. internationale Welttag seltener Krankheiten an diesem Sonntag. Für die Betroffenen sei das Netz familiärer Solidarität besonders wichtig, mahnte der Papst beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz. Damit Kranke und ihre Angehörigen sich nicht verlassen fühlten, müssten sie Erfahrungen und Ratschläge austauschen können.

Dabei dankte das Kirchenoberhaupt allen Organisationen und Menschen, die sich in diesem Sinne für Betroffene engagieren. Einige von ihnen waren auf den Platz gekommen. Ebenso ermutigte Franziskus zu weiterer Forschung auf dem Gebiet. Ganz besonders sei er den leidenden Kindern nahe. Für sie, die oft nicht verstünden, was ihnen fehlt, seien eine schlechte Diagnose und Prognose besonders schwer.

In einer parallel veröffentlichten Erklärung verwies Kurienkardinal Peter Turkson auf die Zahl von über 6.000 als selten deklarierten Krankheiten. 72 Prozent davon seien genetisch bedingt, über zwei Drittel träten in der Kindheit auf. Viele dieser Krankheiten würden gar nicht oder erst spät diagnostiziert. Behandlung und Pflege seien oft schwierig und längst nicht allen zugänglich.

Gleichzeitig forderte der Leiter der vatikanischen Entwicklungsbehörde Entscheidungsträger und Institutionen auf, das Recht auf Gesundheit für die gesamte Bevölkerung zu gewährleisten. Dafür müssten internationale Zusammenarbeit, Wissensaustausch und nachhaltigere und widerstandsfähigere Gesundheitssysteme gefördert werden. Nur so würden die Bedürfnisse der Schwächsten nicht vergessen und niemand zurückgelassen.

Der "Rare Disease Day" wurde erstmals am 29. Februar 2008 begangen, um auf die Belange von Menschen aufmerksam zu machen, die von seltenen Krankheiten betroffen sind. Ausgerufen wurde der Aktionstag von Eurodis, einer nicht-staatlichen Allianz von Patientenorganisationen. Diese wählte als Datum bewusst den seltensten Tag eines Jahres, den nur alle vier Jahre vorkommenden Schalttag 29. Februar. In Nicht-Schaltjahren wird der Tag am 28. Februar begangen.

Papst betet für Freilassung entführter Mädchen in Nigeria

Papst Franziskus hat die sofortige Freilassung von Hunderter Schülerinnen gefordert, die am Freitag in Nigeria entführt wurden. "Ich schließe mich den Bischöfen in Nigeria an, die die feige Entführung der 317 Mädchen verurteilen", sagte das Kirchenoberhaupt beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz. Er sei den Mädchen und ihren Familien nahe und bete für ihre baldige Freilassung, sagte Franziskus, bevor er mit den Menschen auf dem Platz ein Gebet sprach.

Am Freitag hatte der Vertreter des Kinderhilfswerks Unicef in Nigeria, Peter Hawkins, von einem nächtlichen Überfall auf eine staatliche Mittelschule in Jangebe im Bundesstaat Zamfara im Nordwesten des Landes berichtet. "Wir sind wütend und traurig über diesen erneuten brutalen Angriff auf Schulkinder in Nigeria", so Hawkins.

Am Samstag erst waren in Nigeria Dutzende Entführungsopfer wieder freigekommen, die in der Woche zuvor im nördlichen Bundesstaat Niger verschleppt worden waren. Dabei ließen die Kidnapper 27 Schüler und drei Lehrer des Government Science College in Kagara sowie zwölf Angehörige frei. Am 17. Februar hatten bewaffnete Angreifer in Militäruniformen laut Medienberichten zuerst die Wachleute der Schule überwältigt und waren dann in die Mitarbeiterwohnungen sowie die Schlafsäle eingedrungen.

Bereits am vergangenen Montag waren in dem nigerianischen Bundesstaat 53 Geiseln freigelassen worden, darunter neun Kinder. Sie waren vor rund drei Wochen während einer Fahrt mit einem staatlichen Busunternehmen verschleppt worden.

In Nigeria haben Entführungen stark zugenommen. Unter den Opfern befinden sich auch Geistliche. Die Mehrzahl der Entführungen hat keinen politischen oder religiösen Hintergrund. Stattdessen soll Geld erpresst werden.


Quelle:
KNA