Prälat Moll zur Bedeutung von Seligsprechungen

Glaubwürdige Vorbilder

Am kommenden Sonntag wird Pallottinerpater Richard Henkes in Limburg seliggesprochen. Der Kölner Prälat Helmut Moll hat das Verfahren persönlich begleitet. Er erklärt, warum Selige auch heutzutage für die Menschen wichtig sind.

Versiegelung von Unterlagen für Seligsprechungsverfahren / © Cristian Gennari (KNA)
Versiegelung von Unterlagen für Seligsprechungsverfahren / © Cristian Gennari ( KNA )

DOMRADIO.DE: Welche Seligsprechungsverfahren laufen denn gerade im Erzbistum Köln?

Prälat Helmut Moll (langjähriger theologischer Konsultor an der römischen Kongregation für Selig- und Heiligsprechungsverfahren): Im Erzbistum Köln laufen eine Reihe von Verfahren. Das ist einmal Dr. Friedrich Joseph Haass, ein Mediziner aus Bad Münstereifel, dessen diözesane Phase abgeschlossen ist und der jetzt in Rom zur letzten Prüfung ansteht. Dann haben wir Schwester Émilie Schneider, die in Düsseldorf begraben liegt. Wir hoffen, dass sich ein Wunder ereignet, nachdem bereits der heroische Tugendgrad erklärt worden ist. Außerdem haben wir Bruder Firminus Wickenhäuser, einen Franziskanerbruder, der ebenfalls in Düsseldorf gestorben ist. Auch hier warten wir auf ein Wunder, in der Hoffnung dass es sich erfüllt.

DOMRADIO.DE: Wie kann man denn auf so ein Wunder warten? Soll das dann im Grunde rückwirkend noch geschehen?

Moll: Die Katholiken gehen davon aus, dass sie solche Personen, die ein vorbildliches Leben geführt haben, in Not, Krankheit oder in schweren Situationen anrufen können. Und es kann sein, dass sie gerade bei Krankheiten angerufen werden und sich auf diese Weise ein Wunder einstellt. Es kann also sein, dass ein Arzt sagt: Wir geben die Person auf, sie wird sterben. Aber auf die Fürbitte dieses Dieners Gottes ist es möglich, dass solche Personen wieder geheilt werden.

DOMRADIO.DE: Und wie sieht da Ihre Arbeit als Beauftragter im Erzbistum Köln aus?

Moll: Die Arbeit sieht so aus, dass wir die Verfahren begleiten, initiieren, fortführen und auch zum Abschluss bringen. Wir müssen viele Zeitzeugen befragen. Wir brauchen Ärzte, die ein eventuelles Wunder prüfen. Und wir suchen immer wieder durch Unterschriften Menschen, die bereit sind, ein solches Verfahren zu unterstützen.

DOMRADIO.DE: Welche Bedeutung hat eine Seligsprechung gerade für die Gläubigen im Bistum?

Moll: Wir suchen heute glaubwürdige Vorbilder. Diese Vorbilder finden wir in der Regel heute nicht im Sport, im Geschäft der Musik, im Fernsehen. Wenn wir einmal hinunter schauen in ihr Leben, spüren wir, wie fragwürdig deren Leben oft ist. Glaubwürdige Vorbilder sind solche, die seliggesprochen werden. Sie haben das Evangelium erkannt und gelebt und können deshalb Vorbilder für Menschen von heute sein.

DOMRADIO.DE: Am Sonntag ist jetzt die Seligsprechung von Pater Richard Henkes in Limburg. Dazu haben Sie den gesamten Verlauf niedergelegt. Wie viel Papierkram ist das? Wie langwierig ist das?

Moll: Das ist weniger Papierkram als die Suche nach Zeugen, die Pater Richard Henkes noch gekannt haben. Es gibt ja noch Verwandte. Es gibt viele, die ihn noch persönlich erlebt haben, mit denen ich habe sprechen können. Es ist weniger Papier, sondern es ist die Arbeit an einem Vorbild. Damit wir deutlich machen: Solche Leute brauchen wir heute. Das braucht natürlich Zeit. Das braucht Mitarbeiter. Das braucht Kompetenz. Das alles setzen wir ein, um solche Leute zur Ehre der Altäre zu erheben. 

Das Interview führte Tobias Fricke.


 

Prälat Helmut Moll / © Sabine Kleyboldt (KNA)
Prälat Helmut Moll / © Sabine Kleyboldt ( KNA )


 

Transparent zur Seligsprechung von Richard Henkes / © Julia Steinbrecht (KNA)
Transparent zur Seligsprechung von Richard Henkes / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
DR
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