DOMRADIO.DE: Acht Ortschaften und ein Krankenhaus stehen heute auf Ihrer Liste. Fahren Sie von Ort zu Ort und laufen dann mit dem Allerheiligsten durch die Straße, ohne dass ihnen jemand folgt? Oder wie läuft das ab?
Diakon Arnold Hecker (Katholische Pfarrei Heilig Geist in Jülich): Genau. Die Maxime ist, dass keiner gefährdet wird und niemand andere irgendwie ansteckt. Aber dennoch wollen wir, den Segen Gottes in die Gemeinden, durch die Straßen zu den Menschen bringen. Das ist dann so ähnlich wie ein guter Freund, der nach langer Zeit der Durststrecke und der Enthaltsamkeit auf einmal bei dir vor der Haustür steht. Und währenddessen wird nicht nur gesegnet. Da passiert auch viel Zwischenmenschliches.
DOMRADIO.DE: Videos aus Italien zeigen Seelsorger, die ebenfalls von der Straße aus gesegnet haben. Die Menschen dort waren sehr bewegt. Sie hatten teilweise Tränen in den Augen, weil sie sich so gefreut haben, den Pfarrer zu sehen. Ging es ihnen ähnlich?
Hecker: Pfarrer Wolff und meine Wenigkeit haben sehr viele Reaktionen erleben dürfen - nicht nur von Christen, die wir als solche wahrnehmen, sondern auch von Menschen, die uns gesagt haben: Wir sind zwar sonst keine Kirchgänger, aber das finden wir top, was ihr da macht. Manche fragten auch, ob sie etwas spenden können.
Da sind Dinge zustande gekommen, die weder Pfarrer Wolff noch ich im Blick hatten. Das Wesentliche aber ist: Die Menschen waren berührt und haben sich gefreut, den Segen Gottes konkret vor ihrer Haustüre empfangen zu dürfen.
Pfarrer Wolff und ich sind dabei nicht alleine. Es gibt ein Pastoralteam und viele, die sich dem mittlerweile angeschlossen haben. Das ist das Positive. Und wir hoffen, dass es auch Nachahmer gibt.
DOMRADIO.DE: Es werden ja zurzeit auch viele digitale Wege ausprobiert. Warum ist Ihrer Meinung nach der Segen von der Straße aus so entscheidend? Warum ist diese Präsenz wichtig, was meinen Sie?
Hecker: Ich würde ein Beispiel nehmen, das dies verständlich macht. Versuchen Sie, sich in diese Situation hinein zu versetzen: Wenn Sie einen guten Freund nur per Telefon, per Skype oder anderen sozialen Medien begegnen, dann ist das natürlich schön. Aber wenn er plötzlich konkret vor Ihrer Haustüre steht, Sie die Türe aufmachen und ihn dann konkret sehen, hat das nochmal eine ganz andere Tiefe und Dichte.
Und wenn der Herr präsent ist, dann rührt das eben nicht nur an, sondern macht den Menschen deutlich: Gott geht mit mir, Gott ist bei mir. Gott ist da, gerade in dieser Zeit.