Bei einem Ortstermin für die zuständigen Kirchenführer bestätigte das Forscherteam der römischen Sapienza-Universität die bisherige Bebauungsgeschichte über dem traditionellen Grab Christi, lieferte aber auch neue Belege sowie Präzisierungen. Das teilten die Jerusalemer Franziskaner am Montag mit; sie sind zusammen mit den Griechisch-Orthodoxen und den Armeniern hauptverantwortlich für das Gotteshaus.
Danach steht die heutige Grabrotunde auf einem Steinbruch, der unter dem römischen Kaiser Hadrian (117-138) zunächst von einem heidnischen Tempel überbaut worden war. Dieser wurde im frühen vierten Jahrhundert für den christlichen Bau eingeebnet. Dabei habe man jetzt neben Zerstörungs- und Brandspuren gefunden.
Restaurierung bot Chance zur Erforschung
Seit 2016 werden an der Jerusalemer Grabeskirche umfangreiche Restaurierungsmaßnahmen durchgeführt. Zunächst wurde die Kapelle über dem traditionellen Grab Jesu gesichert. Danach musste der gesamte Fußboden in dem Bereich, der aufgrund von Hohlräumen und Verwerfungen uneben, instabil und damit für Besucher gefährlich geworden war, neu gelegt werden. Diese Stabilisierungsarbeiten ergaben die Möglichkeit zu archäologischen Erforschungen des Untergrunds.
Bereits 1974 hatte der Franziskaner Virgilo Corbo hierzu Untersuchungen durchgeführt und dokumentiert, die jetzt bestätigt, aber auch weiter präzisiert wurden. Bei den jetzigen Forschungen habe man etwa die Spuren der Ablösekeile und der Einschnitte bei den damaligen Steinbrucharbeiten entdeckt. Ebenso wurden zwei übereinanderliegende Marmorschichten um das rund angelegte Grabmal Jesu gefunden.
Die Forschungsarbeiten müssten fortgesetzt und die einzelnen Beobachtungen aus den verschiedenen Schichten sorgfältig ausgewertet werden, heißt es in der Erklärung der Franziskaner. Nur so könnte sich ein Gesamtbild und eine Chronologie der Baugeschichte an dieser Heiligen Stätte der Christenheit ergeben.