Diese ist für Großbölting eine der Hauptursachen für sexualisierte Gewalt in den Kirchen. "Es ist die behauptete Gottesnähe des Geistlichen, die Macht verleiht und Missbrauch ermöglicht", schreibt Großbölting in einem Gastbeitrag für die Zeitschrift "Herder Korrespondenz" (März-Ausgabe).
Selbstüberhöhung der jeweiligen Geistlichen
Die Kirchen müssten endlich die "Überhöhung und Selbstüberhöhung der jeweiligen Geistlichen" sowie der gesamten Institution Kirche überwinden, fordert Großbölting, der bei der jüngsten Forum-Studie der evangelischen Kirche sowie bei einer katholischen Aufarbeitungsstudie im Bistum Münster mitarbeitete.
Viele Betroffene hätten berichtet, dass die Täter ihnen sagten: "Gott sehe es gerne, wenn sich Menschen so sehr liebten, wie sie beide." Diese Verschleierung des Missbrauchs durch religiöse Begrifflichkeiten sei eine "monströse Verkehrung des Verkündigungsauftrags", schreibt Großbölting. Er verweist darauf, dass sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche im Raum der Kirchen fast ausschließlich von Männern ausging.