Unterschrieben hat er es am vergangenen Samstag in Lissabon. Dort hielt er sich anlässlich des Weltjugendtages auf.
Zuletzt während der Corona-Pandemie 2020 hatte sich Franziskus in einem Brief an die Priester seines Bistums gewandt.
Gegen Verweltlichung des Priestertums
Ein wenig Ruhe habe er nun neben den sommerlichen Aktivitäten und nach der Arbeit der letzten Monate, so der Papst zu Beginn des Briefes. In dem dankt er zunächst den rund 3.700 Priestern seines Bistums, das er Anfang des Jahres reformiert hatte. Danach holte er - wie schon so oft - gegen den Klerikalismus aus - die Verweltlichung des Priestertums und das Pochen auf Amt und Würden gegenüber Laien, das zur Abschottung führt.
"Verzeihen Sie mir, wenn ich mich wiederhole", so der Papst. Als "alter Mann und von Herzen" wolle er seine Beunruhigung zum Ausdruck bringen, "wenn wir in die Formen des Klerikalismus zurückfallen; wenn wir, vielleicht ohne es zu merken, den Menschen zeigen, dass wir überlegen, privilegiert, 'höher' gestellt und daher vom Rest des heiligen Volkes Gottes getrennt sind".
Suche nach persönlichem Gewinn
Mit der Suche nach persönlichem Gewinn, der Pflege des eigenen Images und der Steigerung des eigenen Erfolges verliere man den priesterlichen Geist, den Eifer für den Dienst, die Sehnsucht nach der Sorge um das Volk. Das tägliche Gegenmittel sei, "auf den gekreuzigten Jesus zu schauen, unsere Augen jeden Tag auf den zu richten, der sich entäußert und für uns erniedrigt hat, bis zum Tod".
Der priesterliche Geist sei, so führt der Papst weiter aus, "uns zu Dienern des Volkes Gottes zu machen und nicht zu Herren, unseren Brüdern und Schwestern die Füße zu waschen und sie nicht unter unseren Füßen zu zertreten". Das gelte auch für ungeweihte Mitarbeitende der katholischen Kirche, die ebenso einen "klerikalen Geist" annehmen könnten.
Franziskus fordert eine persönliche und seelsorgerische Umkehr: "Krempeln wir die Ärmel hoch und beugen wir die Knie (wer kann!): Beten wir zum Heiligen Geist für einander, bitten wir ihn, uns zu helfen, in unserem persönlichen Leben wie in unserem pastoralen Handeln nicht in jene religiöse Erscheinung zu verfallen, die voll von vielen Dingen, aber leer von Gott ist, nicht Funktionäre des Heiligen, sondern leidenschaftliche Verkünder des Evangeliums zu sein, nicht 'Staatskleriker', sondern Hirten des Volkes."