Die neue Generalsekretärin des Lutherischen Weltbunds (LWB), Anne Burghardt, sieht in der zunehmenden Polarisierung eine große Herausforderung für die Kirchen. Fundamentalistische Tendenzen seien im kirchlichen wie auch im gesamtgesellschaftlichen Kontext verstärkt zu beobachten, sagte sie am Montag bei einer Online-Pressekonferenz.
Zur Überwindung brauche es innerhalb der Kirche unter anderem eine gute theologische Ausbildung, die befähige, zu gesellschaftlichen Themen differenziert Position zu beziehen. Als weitere aktuelle Herausforderungen für die Kirchen nannte Burghardt auch die Corona Pandemie und finanzielle Probleme.
Frieden und Versöhnung in der Welt
Die 45-jährige Theologin aus Estland war am Samstag als erste Frau zur LWB-Generalsekretärin gewählt worden. Ihr Amt tritt sie zum 1. November an. In der Gemeinschaft sind weltweit 148 Kirchen lutherischer Tradition zusammengeschlossen.
Der LWB kann laut Burghardt dazu beitragen, Frieden und Versöhnung in die Welt zu bringen. Als Generalsekretärin wolle sie vor allem für eine Stärkung der Verbundenheit der Mitgliedskirchen, der theologischen Ausbildung und der humanitären Arbeit des LWB einsetzen. "Wenn wir unserem theologischem Engagement treu bleiben wollen, müssen wir auch dem Nächsten dienen und der Welt."
Beziehung zwischen katholischer Kirche und LWB
Die Beziehung zwischen dem LWB und der katholischen Kirche bezeichnete Burghardt als eine "Erfolgsgeschichte der Ökumene". Sie wolle den Dialog "in freundschaftlicher und gegenseitig unterstützender Atmosphäre" weiterführen. Wichtig sei ihr vor allem die Vertiefung des Diskurses über die Rechtfertigungslehre.
Burghardt ist derzeit Leiterin der Abteilung für Entwicklung am Theologischen Institut der Estnischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (EELK) und Beraterin der Kirche für internationale und ökumenische Beziehungen. Sie folgt im Amt auf Martin Junge aus Chile, der vor einem Jahr seinen vorzeitigen Rücktritt zum 31. Oktober 2021 angekündigt hatte.