"Ein Grund für Spannungen in der Kirche ist häufig die Frage, wie die Begegnung zwischen dem Evangelium und der modernen Welt gelebt werden soll", sagte der deutsche Vatikandiplomat dem Portal katholisch.de (Mittwoch). Schon das Zweite Vatikanische Konzil habe gelehrt, dass "diese Begegnung nicht nur möglich, sondern auch nötig und vorteilhaft ist - sowohl für die Gesellschaft als auch für die Kirche".
Innerkirchliche Auseinandersetzungen gebe es in allen Ländern, "wenngleich die konkreten Situationen unterschiedlich sind".
Der aus Essen stammende Geistliche erklärte: "In ganz armen Ländern setzt man sich weniger mit theoretischen Fragen auseinander." Dort gehe es "oft um das einfache, nackte Überleben in vielerlei Hinsicht, sodass andere Fragen eher im Hintergrund behandelt werden". Ähnliche Probleme gebe es überall, "aber sie zeigen sich nicht überall in der gleichen Weise".
"Auch ein Dienst an anderen Ländern"
Krebs sagte mit Blick auf die in Europa und Deutschland besonders diskutierten Themen, wie das Diakonat der Frau oder die Segnung homosexueller Paare, die anderswo weniger im Fokus stünden: "Wenn allerdings einige Ortskirchen die Möglichkeit haben, solche Fragen zu durchdenken und durchzudiskutieren, dann ist das auch ein Dienst an anderen Ländern. Was dabei am Ende für ärmere Länder herauskomme, stehe "auf einem anderen Blatt". Aufgabenteilung halte Krebs aber "durchaus für vorteilhaft".
Über seinen Auftrag als päpstlicher Diplomat sagte Krebs: "Es geht nicht darum, eine Kirche zu präsentieren, die uns gefällt, weil sie so schön kompakt und harmonisch ist, sondern Kirche ist gesandt, Kirche ist Mission, Kirche geht nach draußen. Die Außenwirkung der Kirche sei wichtig, so Krebs. Zentraler sei es aber, zu sehen, wo man gebraucht werde. Im Sinne von Papst Franziskus wandte er ein: "Die Kirche ist wie ein Feldlazarett und sollte lieber verbeult sein als sich verschlossen und bequem an ihre Sicherheiten zu klammern."
Krebs war zuletzt seit 2018 päpstlicher Nuntius in Uruguay; zuvor vertrat er den Papst von 2008 bis 2013 in Mali und Guinea in Westafrika, danach in Neuseeland und den Pazifikstaaten Nauru, Tonga, Marshall Islands, Samoa und Fidschi. Nun vertritt er den Vatikan in Bern.