Zehntausende Menschen haben Papst Franziskus in Dili, der Hauptstadt von Osttimor, empfangen. Medienberichten vom Montag zufolge hatten sie Flaggen und Regenschirme in den Vatikan-Farben dabei und jubelten ihm zu.
Höhepunkt seines Aufenthalts ist die Papstmesse am Dienstag. Zu dieser werden mehr als die Hälfte der rund 1,3 Millionen Einwohner erwartet. Osttimor ist neben den Philippinen das einzige asiatische Land mit einer katholischen Bevölkerungsmehrheit.
Armut, Arbeitslosigkeit und Missbrauch
Laut offiziellem Terminkalender sind in Osttimor keine Gespräche mit Opfern von sexueller Gewalt geplant. Interessengruppen hatten den Papst dazu aufgefordert. Bei seiner Ankunft am Montagabend (Ortszeit) hatte Franziskus die Verantwortlichen des Landes zur Überwindung "gesellschaftlicher Plagen" aufgerufen.
Neben Armut, Unterentwicklung und Arbeitslosigkeit müsse auch Kindesmissbrauch mit einer langfristig angelegten Politik angegangen werden, sagte er vor Vertretern aus Politik, Diplomatie und Zivilgesellschaft.
Missbrauchsvorwürfe richten sich auch gegen den katholischen Bischof Carlos Filipe Ximenes Belo. Einst zählte er zu den größten Helden des Freiheitskampfes in Osttimor und erhielt gemeinsam mit dem Rebellenführer und späteren Staatspräsidenten Jose Ramos-Horta im Jahr 1996 den Friedensnobelpreis.
Straf- und Präventionsmaßnahmen
Nach der staatlichen Unabhängigkeit von Indonesien 2002 verzichtete der Ordensmann der Salesianer Don Boscos auf sein Bischofsamt und ging vorübergehend als Missionar nach Mosambik; seither lebt er in Portugal. Zuletzt wurden diverse Missbrauchsvorwürfe gegen ihn öffentlich. Der Vatikan verhängte 2020/21 Straf- und Präventionsmaßnahmen gegen ihn.
Franziskus ist der zweite Papst in Osttimor. Allerdings ist es der erste Besuch seit der Unabhängigkeit der ehemaligen portugiesischen Kolonie und des lange von Indonesien besetzten Landes im Jahr 2002. Johannes Paul II. besuchte Osttimor 1989.