Zuvor hatte der Papst den Bericht der Untersuchungskommission erhalten. Offiziell gültig sei der Rücktritt erst, wenn der Rat des Ordens den Amtsverzicht annehme, sagte eine Sprecherin des Ordens auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Dies sei jedoch nur noch eine Formalie. Das Gremium werde in den nächsten Tagen zusammentreten.
Zwist über Absetzung des Großkanzler der Malteser
Nach Angaben des vatikanischen Portals "Il Sismografo" übernimmt der Österreicher Ludwig Hoffmann-Rumerstein die interimistische Leitung des Ordens. Nach dem Rücktritt eines Malteser-Großmeisters tritt automatisch der bisherige Vize-Großmeister in dessen Funktion. Dieses Amt übt Hoffmann-Rumerstein seit Mai 2014 zum zweiten Mal aus; bereits von 1994 bis 2004 war er Vize-Großmeister.
Hintergrund des Rücktritts ist offenbar der Streit Festings mit dem Vatikan über die Amtsenthebung des Deutschen Albrecht von Boeselager als Großkanzler des Malteserordens. Festing hatte die Entlassung im vergangenen Dezember mit "schwerwiegenden Problemen" begründet, die während Boeselagers Zeit als Verantwortlicher für die Koordination der humanitären Hilfe des Ordens aufgetreten seien. Boeselager betonte, die Amtsenthebung entbehre "jeder rechtlichen Grundlage" und reichte vor einem ordensinternen Gericht Klage dagegen ein.
Interne Leitungsentscheidung
Der Papst setzte im Dezember eine Untersuchungskommission zu dem Vorgang ein. Festing sprach diesem Gremium zuletzt öffentlich die Legitimation ab und verweigerte eine Zusammenarbeit. Er berief sich dabei auf den Status des Malteserordens als eigenständiges Völkerrechtssubjekt.
Boeselager wurde nach Aussage von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin vorgeworfen, er habe den Einsatz von Kondomen zur Aidsverhütung in einem Programm von Malteser International in Myanmar nicht verhindert. Der Brite Festing war im März 2008 auf Lebenszeit zum 79. Großmeister des Malteserordens gewählt worden. Der Malteserorden hat weltweit rund 13.500 Mitglieder. Kardinalpatron ist seit 2014 der US-amerikanische Kardinal Raymond Leo Burke.