"Grüß Gott" in Stuttgarter Schulen nicht verboten

Fakenews per Kettenbrief

Im Süden Deutschlands wird sich gerne auch mit "Grüß Gott" begrüßt. Seit 11 Jahren geistert die Behauptung durch die sozialen Netzwerke, dies solle verboten werden. Doch das stimmt immer noch nicht. Ein Faktencheck.

Leere Schulklasse mit Stühlen und Schulbänken. An der Wand über der Tafel hängt ein Kreuz. / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Leere Schulklasse mit Stühlen und Schulbänken. An der Wand über der Tafel hängt ein Kreuz. / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Guten Morgen, Servus, Grüß Gott: Alles gängige Begrüßungen in Süddeutschland. Doch letztere sei in Stuttgart zum Politikum erklärt worden, behauptet ein Kettenbrief, der in den sozialen Medien geteilt wird. Darin steht, in Schulen sei verboten worden, mit "Grüß Gott" zu grüßen. Die angebliche Begründung: Die Grußformel würde muslimische Mitschülerinnen und Mitschüler beleidigen. Die erfundene Geschichte hat schon eine lange Karriere hinter sich.

Bewertung

Die Behauptung ist falsch. An Stuttgarter Schulen darf weiterhin mit "Grüß Gott" gegrüßt werden.

Fakten

Der Kettenbrief, in dem angeblich eine junge Lehrerin ihre Erfahrungen schildert und sich über ein Verbot beschwert, kursiert schon viele Jahre und taucht immer mal wieder auf. Das Kultusministerium in Baden-Württemberg hat bereits 2019 zu dem Kettenbrief ein Statement auf Twitter abgegeben: "Das ist eine #Fälschung, es gibt kein Grüß Gott-Verbot. Der Text will nur fremdenfeindliche Ängste schüren." Die Deutsche Presse-Agentur dpa hat erneut beim Ministerium nachgefragt und die schriftliche Bestätigung erhalten, dass diese Aussage weiterhin gilt.

Woher kommt der Kettenbrief?

Die erste Erwähnung in Deutschland findet man durch eine Online-Suche im Jahr 2011. In dem Jahr ist Berichten zufolge eine E-Mail verschickt worden, auf der der Kettenbrief offenbar basiert. Auch dort wurde von einem Grüß-Gott-Verbot geschrieben. Die Landesregierung habe damals durch die Staatskanzlei verkünden lassen, dass dies nicht stimme.

Weiter heißt es dort, es handle sich um eine Fälschung. Das sagte damals die Staatsrätin für interreligiösen Dialog, Regina Ammicht Quinn. "Eine Anweisung gegen das Grüß Gott ist in Baden-Württemberg undenkbar. Und es haben sich im Übrigen nie Muslime darüber beschwert, dass im Namen Gottes gegrüßt wird."

Möglicherweise ist der Ursprung in Österreich zu finden: Dort berichtete der ORF bereits 2008 darüber, dass die erfundene Geschichte über Internet-Foren verbreitet wurde.

Quelle:
dpa