Die islamistische Hamas hat als Teil eines möglichen Geiselabkommens mit Israel offenbar ein neues Protokoll für den Zugang zum Tempelberg für Juden gefordert. Demnach soll Juden der Besuch der heiligen Stätte ohne Koordination mit der islamischen Wakf-Behörde künftig untersagt sein, berichtete die Zeitung "Haaretz" (Mittwoch) unter Berufung auf eine politische Quelle aus dem Umkreis der Verhandlungen. Von diesen Forderungen berichtet auch der Sender "Al Jazeera".
Den Angaben zufolge will die Hamas eine Rückkehr zu den Besuchsregeln erzielen, die bis zum Beginn der Zweiten Intifada im September 2000 galten. Damals mussten Besuche mit der Wakf-Behörde abgestimmt werden. Mit dem zweiten Palästinenseraufstand wurde der Komplex zunächst für jüdische Besucher geschlossen. Seit 2003 können Juden die Stätte ohne vorherige Koordinierung besuchen. Der geltende Status Quo gestattet Nicht-Muslimen den Besuch, das öffentliche Gebet auf dem Tempelberg, arabisch Haram al-Scharif, ist Muslimen vorbehalten.
Tempelberg für Juden, Muslime und Christen wichtig
Der Tempelberg ist für Juden, Muslime und Christen eine wichtige heilige Stätte. Bis zur Zerstörung durch die Römer im Jahr 70 befand sich an dieser Stelle der jüdische Tempel, zentrales Heiligtum Israels. Zahlreiche biblische und religiöse Überlieferungen wie die Erschaffung Adams und Evas, die Opferung Isaaks oder aufseiten des Islam die Himmelsreise Mohammeds sind mit dem Ort verbunden. An Besuchen nationalistischer Israelis auf dem Tempelberg sowie an jüdischen Forderungen nach Gebetsrechten auf dem Tempelberg entzündete sich in der Vergangenheit wiederholt teils gewalttätiger Protest von Palästinensern.
Laut Mitteilung des Büros des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu (Dienstagabend) hat die Hamas inzwischen zu dem von katarischen Vermittlern übermittelten Entwurf eines Geiselabkommens Stellung genommen. Medien berichteten, die Hamas habe ihrerseits einen dreistufigen Plan vorgeschlagen, der einen Waffenstillstand für 135 Tage sowie einen Austausch israelischer Geiseln gegen palästinensische Gefangene in israelischen Gefängnissen vorsieht. In dieser Zeit, jedoch vor der Freilassung der letzten Geiseln, solle ein Ende des Kriegs vereinbart werden.
Amerikanische Zeitungen hatten unterdessen am Dienstagabend berichtet, nur noch 80 der 136 verbliebenen Geiseln seien noch am Leben. Die israelische Armee bestätigte bisher den Tod von 31 Geiseln.