"Dies ist der wichtigste Ort für das israelische Volk, an den wir zurückkehren müssen, um zu zeigen, dass wir regieren", sagte Ben-Gvir laut Medienberichten am Donnerstagmorgen bei einem Ortsbesuch zum jüdischen Fast- und Gedenktag Tischa beAv.
Aufruf zu Geschlossenheit
Während seines Besuchs rief der für sein polarisierendes und offensives Auftreten bekannte Politiker zu Geschlossenheit auf. An diesem Tag und Ort sei es wichtig, sich daran zu erinnern, "dass wir alle Brüder sind. Rechts, links, religiös, säkular. Wir sind alle dieselbe Nation. Und wenn ein Terrorist aus dem Fenster schaut, macht er keinen Unterschied zwischen uns", so Ben-Gvir.
Es ist sein dritter Besuch an der umstrittenen Heiligen Stätte seit Amtsantritt der Regierung vor rund sieben Monaten. Neben Ben-Gvir besuchte laut Berichten auch der Minister für Entwicklung in Negev und Galiläa, Jitzchak Wasserlauf, am Donnerstagmorgen die Heilige Stätte.
Gedenken an die Zerstörung der Tempel
Am neunten Tag des jüdischen Monats Av (Tischa beAv), der in diesem Jahr am Mittwochabend begann, gedenken Juden der Zerstörung des ersten Tempels im Jahr 586 vor Christus durch die Babylonier sowie des zweiten Tempels im Jahr 70 nach Christus durch die Römer. Tausende Juden werden an diesem Tag auf dem Tempelberg erwartet.
Seit Mittwochabend ist die israelische Polizei mit einem massiven Aufgebot in und um die Jerusalemer Altstadt im Einsatz. Am Abend wurden zeitweise Hauptstraßen in der Stadt gesperrt, nachdem rechtsnational-religiöse Gruppen mit Flaggen von Westjerusalem zur Altstadt zogen.
Aktuell dürfen nur Muslime dort öffentlich beten
Am Donnerstag wurden laut Polizeiangaben 16 jüdische Besucher am Tempelberg festgenommen, da sie gegen die Besuchsregeln verstoßen und den Anweisungen der Beamten nicht Folge geleistet hätten.
Israelische Medien berichteten, die Männer hätten an der Stätte prosterniert [im religiösen Sinn "niederwerfen"]. Zwei weitere Personen wurden demnach wegen Störung der öffentlichen Ordnung festgenommen.
Der geltende Status quo gestattet Nichtmuslimen den Besuch auf dem Tempelberg, arabisch Haram al-Scharif; öffentliches Gebet ist Muslimen vorbehalten.
Vorgehen gegen Palästinenser
Palästinensische Medien berichteten unterdessen, die israelische Polizei gehe verstärkt gegen palästinensische Besucher der Stätte vor, darunter mit Ausweiskontrollen und kurzzeitigen Festnahmen von Besuchern.
Der Tempelberg ist für Juden, Muslime und Christen eine wichtige Heilige Stätte. Bis zur Zerstörung durch die Römer im Jahr 70 befand sich an dieser Stelle der jüdische Tempel, zentrales Heiligtum Israels.
Zahlreiche biblische und religiöse Überlieferungen wie die Erschaffung Adams und Evas, die Opferung Isaaks oder aufseiten des Islam die Himmelsreise Mohammeds sind mit dem Ort verbunden.