Am 23. April feiert die katholische Kirche einen Heiligen, den es vielleicht nie gegeben hat. Die Rede ist vom Heiligen Georg, der im dritten Jahrhundert in Kappadokien gelebt haben und mit nur 22 Jahren enthauptet worden sein soll.
Er wurde bereits kurz nach seiner Geburt getauft, wurde später römischer Offizier und von Kaiser Diokletian zum Ritter geschlagen. Die Quellen, die sein Leben bezeugen, sind indes so unsicher, dass der Heilige für einige Zeit aus dem Heiligenkalender der Kirche gestrichen, aber nur wenige Jahre später wieder aufgenommen wurde.
Schutzpatron verschiedener Länder und Städte
Das mag auch daran liegen, dass er zu den vierzehn Nothelfern gehört und Schutzpatron verschiedener Länder und Städte sowie verschiedener Ritterorden und der Pfadfinder ist. Damit scheint der Heilige ein großes Vorbild zu sein. Viele kennen eine Legende von ihm.
Demnach soll Georg einen Drachen getötet haben, der eine Stadt in Atem hielt, indem er jeden Tag eine Jungfrau als Opfer forderte. Als die Königstochter das nächste Opfer sein sollte, kämpfte Georg gegen den Drachen und besiegte ihn. So erlöste er die Stadt von der Bedrohung.
Dieser Legende könnte zugrunde liegen, dass der Heilige tatsächlich gegen eine persische Räuberbande kämpfte, deren Anführer den Namen "Schlange" oder "Drache" trug. Die Bande erpresste von der Bevölkerung jeden Tag einen Tribut von zwei Schafen oder einem Sklaven. Georg tötete den Bandenanführer, nachdem die Bevölkerung zugesagt hatte, sich taufen zu lassen. Auf diese Weise sorgte er dafür, dass die Region befriedet wurde.
Einsatz für die Bevölkerung
Auch wenn Georgs Vorgehen heute kritisch gesehen werden könnte, weil er die Menschen sozusagen zum Christentum erpresste, muss man doch anerkennen, dass er sich für die Bevölkerung einsetzte. Denn den Kampf mit einer ganzen Bande aufzunehmen, war äußerst riskant. Ebenso könnte man fragen, was er davon hatte, dass das Volk sich taufen ließ und Frieden in der Region herrschte. Denn Georg lebte nicht in Lydda, wo sich diese Geschichte abgespielt haben soll.
So kann er heute dazu inspirieren, dass auch wir uns für andere Menschen einsetzen, auch wenn wir keinen persönlichen Vorteil dadurch erlangen. Es geht nicht so sehr darum, persönlich etwas von einer Handlung zu haben, sondern anderen Menschen beizustehen und ihnen zu helfen. Georg konnte das als römischer Offizier, indem er kämpfte.
Das kann bedeuten, dass jede und jeder die eigenen Talente und Fähigkeiten einsetzen soll: Wer gut reden kann, kann mit anderen Menschen ins Gespräch kommen; wer gut netzwerken kann, kann Menschen zusammenbringen, die sich sonst nicht kennen würden - und wer künstlerisch begabt ist, kann die Kunst für das Gute einsetzen.
Kampf gegen den Kaiser
Der Heilige Georg kämpfte aber nicht nur gegen Drachen oder Räuberbanden, sondern in gewisser Weise auch gegen den Kaiser. Denn der befahl im Jahr 303, dass die christlichen Kirchen zerstört und der hohe Klerus verfolgt werden sollte. Georg versuchte erfolglos, den Kaiser von seinem Vorhaben abzubringen und schied danach aus dessen Dienst aus.
Er setzte sich für inhaftierte Christen ein und weigerte sich, seinen Dienst wieder aufzunehmen. Daraufhin wurde er verhaftet und gefoltert, überlebte jedoch. Der Legende nach bekehrten sich daraufhin viele Menschen am kaiserlichen Hof; Georg wurde schlussendlich zum Tode verurteilt und im April 303 enthauptet.
Überzeugt von der Botschaft Jesu
Auch hier wird wieder deutlich, wie selbstlos der Heilige handelte und wie sehr er durchdrungen gewesen sein muss von der Botschaft Jesu. Insofern kann Georg auch heute dazu ermutigen, zum eigenen Glauben zu stehen.
In Zeiten, in denen immer weniger Menschen getauft sind und zur Kirche gehen, braucht es doch Menschen, die froh und überzeugt vom Evangelium erzählen. Mit unseren eigenen Gaben und Talenten können wir so auch heute die Frohe Botschaft weitertragen.
Auch wenn in diesen Tagen nicht gegen Drachen gekämpft werden muss, gibt es doch noch dämonische Gedanken und Weltanschauungen. Gegen die können wir, ähnlich wie Georg zu seiner Zeit, mit Worten und Taten einstehen und so zum Frieden beitragen.