Die evangelische Hilfsorganisation wandte sich gegen das Vorhaben zahlreicher Industriestaaten, den digitalen Handel weltweit schnell zu liberalisieren. "Zuerst müssen die Entwicklungsländer eine eigene digitale Industrie aufbauen, und dann kann auch der Handel liberalisiert werden", sagte Sven Hilbig, Welthandelsreferent der Organisation, der "Neuen Osnabrücker Zeitung" am Samstag. "Andernfalls profitieren - wie schon beim analogen Handel- nur jene Staaten und Unternehmen, die international am wettbewerbsstärksten sind."
Zum Abschluss des Weltwirtschaftsforums in Davos am Freitag hatte eine Gruppe von 76 Staaten - darunter die EU, USA und Japan - angekündigt, Verhandlungen über ein Abkommen zum digitalen Handel aufzunehmen, um den E-Commerce zu voranzutreiben. Dabei geht es vor allem darum, Unternehmen den Zugang zu ausländischen Märkten zu erleichtern, um digitale Güter wie Software und Dienstleistungen einfacher verkaufen zu können.
Südliche Länder brauchen Unterstützung
Aus Sicht von "Brot für die Welt" ist dieser Vorstoß grundsätzlich zwar wünschenswert. Allerdings dürfe die Neuregelung der digitalen Wirtschaft nicht zu Lasten der Staaten des Südens gehen. "Die große Herausforderung für die Länder des Südens besteht darin, eine eigene, auf ihre nationalen Bedürfnisse zugeschnittene digitale Wirtschaft aufzubauen", erklärt Hilbig.
"Aus eigener Kraft schaffen sie das jedoch nicht, sie brauchen dafür Unterstützung - angefangen vom Ausbau von Seekabeln und Funkmasten über Technologietransfer bis hin zur Erweiterung ihres politischen Handlungsspielraums, einschließlich der Souveränität über ihre Daten."