DOMRADIO.DE: Was wissen wir über die "Taufe des Herrn"?
Mathias Peter (DOMRADIO.DE-Liturgieredaktion): Es gibt einige Ereignisse im Leben Jesu, die nur in einem der vier Evangelien erwähnt werden. Von der berühmten Krippe zum Beispiel zu Weihnachten ist nur im Lukas-Evangelium die Rede.
Bei der Taufe des Herrn ist das anders. Immerhin drei von vier Evangelien erzählen unterschiedlich ausführlich von der Taufe Jesu durch Johannes den Täufer. Es ist so, dass Johannes als Prophet auftritt, das Himmelreich und den Messias ankündigt und die Menschen eindringlich zur Umkehr aufruft. Zeichen für diese Umkehr ist die Taufe mit Wasser, die Johannes vornimmt. Er ist mit seinem Mahnen so erfolgreich, dass dann die Leute sogar schon überlegen: Vielleicht ist er, Johannes, selbst schon der Messias. Aber da ist er ganz eindeutig und sagt: "Nein, nein, nach mir kommt einer, der ist stärker als ich. Und ich bin es nicht wert, mich zu bücken, um ihm die Schuhe aufzuschnüren."
Als dann Jesus sich von ihm taufen lassen will, lehnt Johannes das erste Mal ab und meint, dass es ja umgekehrt sein müsse. Also eigentlich müsste Jesus ihn taufen. Aber Jesus besteht darauf. Und jetzt kommt es: Als Jesus dann nach der Taufe aus dem Wasser steigt, öffnet sich der Himmel. Der Heilige Geist kommt wie eine Taube auf ihn hernieder. Dann beschreiben die Evangelisten, dass eine Stimme aus dem Himmel spricht und sagt: Das ist mein geliebter Sohn. An ihm habe ich Gefallen gefunden. Das ist eine geradezu dramatische Szene.
DOMRADIO.DE: Welche Bedeutung hat für uns das Fest heute?
Peter: Aus biblischer Sicht ist die Taufe Jesu der Startschuss für sein öffentliches Wirken. Er zieht umher, er heilt Kranke. Er wirkt Wunder. Und er mahnt die Menschen zur Umkehr, zu Gott. Dieses Wirken endet mit seinem Tod am Kreuz, aber eben auch mit seiner Auferstehung. Dass er wirklich Gottes Sohn ist und die Legitimation hat, Wunder zu wirken und Gott als seinen Vater zu bezeichnen. Das verdeutlicht das Fest Taufe des Herrn. Und das Fest erinnert nicht zuletzt auch an unsere eigene Taufe.
DOMRADIO.DE: Der Fest ist auch der Abschluss der Weihnachtszeit. Dabei sagen andere: Nein. Weihnachten geht bis zum zweiten Februar, bis Maria Lichtmess. Was ist denn jetzt richtig?
Peter: Es sind ja ganz viele, die sagen: Bis zum zweiten Februar bleibt der Christbaum in der guten Stube stehen – auch wenn er dann schon alle Nadeln verloren hat. Früher war das wirklich so. Der Weihnachtsfestkreis ging bis 1969 bis zum Fest "Darstellung des Herrn", im Volksmund auch "Maria Lichtmess" genannt. Die Taufe des Herrn war in diesem Zusammenhang im Kirchenjahr im Westen seit früher Zeit neben der Anbetung der Weisen, das haben wir ja am 6. Januar gefeiert, und der Hochzeit zu Kana, das zweite der drei Festgeheimnisse des Epiphanias-Tages und wurde am Oktavtag, das war der 13. Januar, besonders bedacht.
Die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils hat das Fest am Ende der nunmehr abgeschafften Oktav als Abschluss der Weihnachtszeit auf den Sonntag nach Erscheinung des Herrn verlegt, also auf heute. Das Kirchenjahr will generell die Heilsgeschichte Jesu Christi für die Gläubigen nachvollziehbar machen.
Deswegen bereiten wir uns im Advent auf Weihnachten, auf die Geburt vor, dann gibt es die österliche Bußzeit als Vorbereitung auf Sterben und Tod Jesu Christi und natürlich seine Auferstehung an Ostern bis hin zur Herabkunft des Heiligen Geistes an Pfingsten. Dazwischen ist eben der in Anführungszeichen normale Jahreskreis. Und der beginnt morgen, also ab Montag.
Das Interview führte Moritz Dege.