"Bleibt die Liebe des gekreuzigten und auferstandenen Christus als Quelle des Heils im Mittelpunkt unseres täglichen Lebens, oder begnügen wir uns mit ein paar religiösen Formalitäten zur Beruhigung unseres Gewissens?"
In seiner Katechese setzte er die Auslegung des Briefes des Apostels Paulus an die Galater fort. Paulus' Warnung an die ersten Christen in Zentralanatolien vor einem Rückfall in frühere Vorschriftsgläubigkeit und Starrheit habe die ganze Kirchengeschichte über gegolten. Auch heute, so Franziskus weiter, gebe es Leute, "die uns mit den Worten 'Nein, Heiligkeit liegt in diesen Vorschriften, ihr müsst dies und das tun' in den Ohren liegen".
Eine starre Religiosität jedoch nehme die Freiheit, die den Menschen durch Christus geschenkt sei. Hinter jeder Starrheit stecke etwas Schlechtes, nicht der Geist Gottes, warnte der Papst. Deshalb könne der Brief an die Galater helfen, "nicht auf solche etwas fundamentalistischen Vorschläge zu hören, die uns in unserem geistlichen Leben zurückwerfen".
Indirekte Reaktion auf Kritik
Zu Beginn erinnerte der Papst noch einmal daran, dass seine Ansprache sich auf einen christlich-biblischen Text bezieht, in diesem Fall Aussagen des Paulus. "Dies ist eine Katechese über das Wort Gottes, das im Paulusbrief an die Galater zum Ausdruck kommt - nichts anderes. Das muss man sich immer vor Augen halten."
Damit reagierte Franziskus indirekt auf Kritik aus jüdischen Kreisen auf seine Ansprache am 11. August. Damals habe er die jüdische Observanz der Thora, des Gesetzes und seiner Vorschriften, als nicht lebenspendend herabgesetzt, so der Vorwurf. Vertreter des Oberrabbinats in Jerusalem hatten daher eine Klarstellung gefordert.
Nach Informationen der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) bereitet das vatikanische Staatssekretariat eine Antwort vor. In der werde darauf verwiesen, dass Franziskus nur die Theologie des Paulus in seiner Auseinandersetzung mit den Galatern wiedergegeben habe.