Die Farbe Rot steht für Liebe, Zorn und Energie

Hoher Symbolwert für Kirche

An Pfingsten tragen katholische Priester rote Gewänder. Rot sind auch die Fahnen der Arbeiterbewegung. Das menschliche Auge reagiert sehr empfindlich auf diese Farbe. Ein schweifender Blick zum Pfingstmontag.

Autor/in:
Christoph Arens
Papst Franziskus (Archiv) / © Angelo Carconi (dpa)
Papst Franziskus (Archiv) / © Angelo Carconi ( dpa )

Liebe, Lust und Leidenschaft. Die Farbe Rot ist untrennbar mit Stärke und Energie, aber auch mit Zorn und Wut verbunden. Rot bedeutet Wärme und Liebe, rote Lippen verweisen auf Lust und Leidenschaft. Aber so mancher sieht auch rot, wenn er an der Ampel warten muss.

Fußballer bekommen die Rote Karte, und bedrohte Tierarten werden seit 1971 auf einer Roten Liste verzeichnet. Wer Schulden hat, rutscht in die roten Zahlen, und wer die Orientierung verliert, hat auch den roten Faden verloren.

Eine Signalfarbe

Rot ist eine Signalfarbe: Während die meisten Säugetiere Probleme haben, die Farbe wahrzunehmen, reagiert das menschliche Auge sehr empfindlich darauf - auch wenn schätzungsweise jeder Zehnte aufgrund einer Rot-Grün-Schwäche das Rot nicht von anderen Farben unterscheiden kann. Rot signalisiert "Achtung, Gefahr!". Feuerwehr und Krankenwagen nutzen diesen Mechanismus. Genau wie viele Staaten: 77 Prozent der 193 UN-Mitgliedsstaaten haben die Farbe Rot in ihrer Nationalflagge. 

Die psychologische Wirkung von Rot ist vielfach untersucht. Blut galt lange als Sitz der Seele und der Lebenskraft, und Rot, als Essenz des Blutes, sollte diese Kraft auf seinen Träger übertragen. In der Steinzeit etwa verwendeten die Menschen rote Farbe für Tierdarstellungen, um Kraft und Stärke für die Jagd zu beschwören.

"Rote Lippen soll man küssen", sang Cliff Richard vor fast fünfzig Jahren. Rot geschminkte Lippen wirken auf Männer tatsächlich anziehend, haben Psychologen bei Feldversuchen in französischen Bars bewiesen. Männliche Gäste gaben mehr Trinkgeld, wenn die Bedienung geschminkt war.

Signal für Aggressivität

Rot ist eine selbstbewusste Farbe und signalisiert auch Aggressivität: Bei Ärger rötet sich die Haut, während sie bei Angst blass wird. Je aggressiver sich also ein Wettkämpfer in einem Zweikampf gibt, desto röter ist seine Gesichtshaut. Rot ist deshalb auch eine bevorzugte Farbe bei den Trikots von Fußballvereinen.

In der Arbeiterbewegung, aber auch in der katholischen Kirche und der christlichen Kunst steht Rot für Blut und Feuer: für das Blut der Märtyrer und das von Jesus vergossene Blut. Und für das Feuer und die Kraft des Heiligen Geistes. Deshalb ist Rot auch die liturgische Farbe von Pfingsten.

"Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist..." So beschreibt die Apostelgeschichte das Kommen des Heiligen Geistes am Pfingstfest. Die "Zungen, zerteilt und wie von Feuer" werden in der Kunst selbstverständlich in Rot dargestellt. Auch an Festen von Märtyrern tragen katholische Priester in Gottesdiensten rote Gewänder.

Rote Fahnen sollen auch in der Arbeiterbewegung Dynamik und Energie, aber auch das von Arbeitern vergossene Blut symbolisieren. "Rot ist das Tuch, das wir entrollen, klebt doch des Volkes Blut daran", heißt es denn auch in einem polnischen Arbeiterlied von 1881. Erstmals 1830 hissten Arbeiter einer Aachener Tuchfabrik die rote Flagge gegen Lohnabzüge und für bessere wirtschaftliche Bedingungen.

In der Finanzwelt die Farbe der Verluste

Unter einer roten Fahne versammelten sich 1844 die Arbeiter beim Schlesischen Weberaufstand. Zum weithin bekannten Symbol für die Revolution wurde die rote Fahne in den Revolutionsjahren 1848/49. Ab den 1860er Jahren wurde das Rot zur Farbe der Sozialdemokratie, aber auch der in den folgenden Jahrzehnten aufkommenden sozialistischen und kommunistischen Bewegungen.

Ausgerechnet das Rot, die Farbe der Liebe und der Leidenschaft, steht in der Finanzwelt aber für Verluste. Als Geistiger Vater der roten Zahlen gilt der um 1445 in der Toskana geborene Franziskanermönch Luca Pacioli. Er hielt die Grundzüge der so genannten doppelten Buchführung erstmals in schriftlicher Form fest. Um bei all den Zahlen und Geschäften dennoch den Überblick zu behalten, ersannen die italienischen Kaufleute, die Paciolis neue Methode übernahmen, eine so einfache wie geniale Methode: Sie schrieben die Zahlen, die auf der Habenseite verbucht wurden, in schwarzer Tinte, während Soll-Ziffern im warnenden Rot geschrieben wurden.


Quelle:
KNA
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