Hospizarbeiter erläutert Bedeutung des Lachens

"Der meiste Humor kommt von den Betroffenen selber"

Bei der Kölner Hospiz- und Palliativwoche wird unter anderem über die Wirkung von Humor in kritischen und belastenden Situationen diskutiert. Gerhard Stolz ist Hospiz-Koordinationsfachkraft weiß, wieso das Lachen beim Sterben guttut.

Ist Humor der letzte Weg um mit dem Thema Tod und Sterben umzugehen? / © Gordon Welters (KNA)
Ist Humor der letzte Weg um mit dem Thema Tod und Sterben umzugehen? / © Gordon Welters ( KNA )

DOMRADIO.DE: Was macht der ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst?

Gerhard Stolz (Koordinationsfachkraft Deutscher Kinderhospizverein): Die Hospizarbeit begleitet Menschen, die eine Lebensverkürzende oder lebensbedrohliche Erkrankung haben. Im Erwachsenenhospiz geht es meistens um die akute Sterbephase, die letzten Wochen am Lebensende. Mit der Kinder- und Jugendhospizarbeit beginnen wir schon bei der Diagnosestellung. Das kann bei einer Stoffwechselerkrankung sein, die ich im ersten Lebensjahr feststelle, so dass wir wissen, dass die Kinder 16, 17 oder 18 Jahre alt werden können. Und wir können über diesen kompletten Zeitraum die Familien begleiten. Wir begleiten sie hauptsächlich durch ehrenamtlich Mitarbeitende, die den Familien Zeit schenken und einfach mit den Kindern- und Jugendlichen etwas unternehmen.

DOMRADIO.DE: Bis zum 19. Oktober gibt es Vorträge und Ausstellungen hier in Köln, die sich mit dem Thema Tod beschäftigen. Da geht es dann auch um die Frage, wie Humor dabei helfen kann. Wie wichtig ist Lachen bei der Arbeit im Kinderhospiz?

Gerhard Stolz

"Die Themen Tod und Sterben sind so unbeschreiblich. Deswegen versucht man es in Bildern auszudrücken."

Stolz: Ich glaube, dass es existenziell ist. Wir können durch Lachen unheimlich viele Emotionen herauslassen. Unser Körper baut ganz viel Stress ab. Deswegen ist es unheimlich wichtig und manchmal auch der letzte Ausweg. Also wenn ich Themen wie Sterben und Tod nicht mehr mit Humor betrachte, dann bleibt mir gar nicht mehr viel, wie ich sonst darauf blicken soll. Deswegen gehört es als Therapie dazu und auch als letzte Möglichkeit, mit den Themen umzugehen.

DOMRADIO.DE: Ist das auch etwas, was die Erkrankten selber anstecken kann? Also wenn die Begleitung da mit Humor rangeht?

Gerhard Stolz

"Bis sich dann irgendwann die Großmutter aufgerichtet hat und gesagt hat: "Ruhe jetzt mal bitte, ich will hier sterben.""

Stolz: Ich glaube, der meiste Humor kommt von den Betroffenen selber. Ein Beispiel, das von einem Pfarrer erzählt worden ist: Die Großmutter lag im Sterben in einem Zweibettzimmer, die Nachbarin war dement und hatte sehr laut immer viel zu sagen. Bis sich dann irgendwann die Großmutter aufgerichtet hat und gesagt hat: "Ruhe jetzt mal bitte, ich will hier sterben."

DOMRADIO.DE: Sie halten den in der Themenwoche den Vortrag "Eine Frage der Haltung". Da geht es um das Miteinander in unserer Gesellschaft und wie eine hospizliche Haltung als Maßstab dienen kann. Was ist eine hospizliche Haltung?

Stolz: Genau dieser Frage werden wir nachgehen. In der Hospizszene wird oft gesagt, dass wir eine "hospizliche" Haltung haben. Und da schauen wir einfach mal hinter die Fassade. Was ist denn das? Was gehört dazu? Wie entwickelt sich überhaupt Haltung? Wie kann ich Haltung bewahren? Und darüber wollen wir auch dieses Ganzheitliche und die Hospizbewegung und den Menschen dahinter in den Vordergrund rücken. Weniger das, was drumherum ist, sondern wirklich in das Individuum reinschauen. Das kann man, glaube ich, ein bisschen mit der hospizlichen Haltung verbinden.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.

Palliativstationen und Hospize in Deutschland

Bei einer Palliativstation handelt es sich um eine stationäre Einrichtung, die zu einem Krankenhaus gehört und von Ärzten geleitet wird. Hier werden unheilbar kranke und sterbende Menschen versorgt, die aufgrund ihrer Beschwerden und Symptome eine Krankenhausbehandlung benötigen. Die Patienten werden auf Medikamente eingestellt, die ihren Gesundheitszustand stabilisieren und ihre Lebensqualität verbessern sollen. Das Ziel ist eine anschließende Entlassung nach Hause, sofern dies noch möglich ist.

Leeres Bett in einem Zimmer in einer Palliativstation / © Corinne Simon (KNA)
Leeres Bett in einem Zimmer in einer Palliativstation / © Corinne Simon ( KNA )
Quelle:
DR