Sie war das "sächsische Mädchen", so ihr Pseudonym, und damit so etwas wie die Alice Schwarzer des 19. Jahrhunderts: Louise Otto-Peters gründete 1849 die erste bedeutende Frauen-Zeitung. "Mitten in den großen Umwälzungen, in denen wir uns alle befinden, werden sich die Frauen vergessen sehen, wenn sie an sich selbst zu denken vergessen", schrieb Otto-Peters im Programm zur Zeitung. Am 26. März 1819 wurde sie im sächsischen Meißen als jüngste von fünf Töchtern geboren.
Zwei Jahre lang wurde die Zeitung veröffentlicht, dann reagierte das Königreich Sachsen mit einem neuen Pressegesetz, das Frauen die Herausgabe und Mitredaktion von Zeitungen verbot - die sogenannte "Lex Otto". Louise Otto-Peters wich mit der Redaktion ins preußische Gera aus, wo die Zeitung bis Mitte 1852 erschien. Einen letzten Anlauf unternahm sie dann in Leipzig, wo die Zeitung 1853 endgültig verboten wurde. Sie war damit eine der ersten langlebigeren Frauenzeitungen.
Ihr Pseudonym war "Otto Stern"
"Ich will mehr als Hände falten/mit den Muth'gen will ich's halten/die nicht wehrlos sterben werden", so heißt es in den "Liedern eines deutschen Mädchens", die Otto-Peters bereits 1843 mit Anfang zwanzig veröffentlicht hatte. Allerdings unter Pseudonym: Schriftstellerische Tätigkeiten waren für Frauen problematisch, zumal wenn sie aus gutbürgerlicher Familie stammten wie Otto-Peters. So war sie einfach das "sächsische Mädchen" oder auch mal, in männlicher Variante, "Otto Stern".
Ihre schriftstellerische Karriere und vor allem ihr Einsatz für sozial Schwächere waren ihr nicht in die Wiege gelegt. Louise wuchs in einem wohlhabenden Haushalt auf, ihr Vater war Gerichtsdirektor und zeitweise Senator. Weil für Mädchen ihrer Zeit der Schulbesuch nur bis zur Konfirmation möglich war, nahm Louise an dieser ein Jahr später teil, um länger lernen zu können.
Als sie 16 Jahre alt war, starben die Eltern an Tuberkulose. Weil sie durch das Erbe finanziell abgesichert war, beschloss Louise, Schriftstellerin zu werden. Sie schrieb Gedichte, Romane und war publizistisch tätig. Dass sie sich nach der Konfirmation nur noch autodidaktisch weiterbilden konnte, mag für sie ein Grund gewesen sein, sich verstärkt für Frauenrechte einzusetzen. "Die Teilnahme der Frau an den Interessen des Staates ist nicht ein Recht, sondern eine Pflicht", schrieb Otto-Peters 1843.
Bildungsreise und erste Frauenkonferenz in Leipzig
Mit Roman-Honoraren finanzierte sie sich 1845 eine Bildungsreise durch Deutschland von Thüringen bis Braunschweig, die sie - ungewöhnlich genug - "als unbegleitetes Mädchen" realisierte. Dabei erlebte sie das "Leipziger Gemetzel" 1845: Demonstranten wurden während des Besuchs des sächsischen Prinzen Johann erschossen. Dies wurde für Louise Otto zur Initialzündung, sich für die Rechte der Arbeiter und ihrer Frauen einzusetzen.
1849 lernte Louise Otto den Journalisten August Peters kennen. Als Teilnehmer an den Revolutionskämpfen von 1848/49 musste dieser sieben Jahre Haft verbüßen. Beide verlobten sich noch während der Haftzeit und heirateten 1858 im Meißner Dom.
1865, ein Jahr nach dem Tod von August Peters, berief Otto-Peters die erste deutsche Frauenkonferenz nach Leipzig - der Allgemeine Deutsche Frauenverein (ADF) wurde gegründet, den sie während der folgenden Jahrzehnte als erste Vorsitzende leitete. Männer waren dabei Berater, aber nur als Ehrenmitglieder zugelassen: Frauen sollten selbst tätig werden.
Nach ihr benannt: ein Preis für Gleichberechtigung
Die Frauenbewegung erhielt eine Schubkraft, die zur Etablierung einer sich rasch ausbreitenden Frauenvereinslandschaft in Deutschland führte. Von ihr gingen Anregungen aus, für Arbeiterinnen nicht nur karitativ tätig zu werden, sondern sie auch als Mitstreiterinnen für Frauenrechte anzusprechen.
Vor 125 Jahren, am 13. März 1895, starb Otto-Peters in Leipzig. Bereits fünf Jahre später wurde in der Stadt ein Denkmal für sie errichtet - ein Monument aus hellem Stein mit ihrem Konterfei. Frauen aus allen Teilen Deutschlands kamen, um sie zu würdigen. In Leipzig ist bis heute etwa eine Schule nach ihr benannt - und ein Preis: Er wird alljährlich für Verdienste um die Gleichberechtigung verliehen.
Von Nina Schmedding