Die katholische Kirche in Spanien hat die Parteien im Land zu politischer Einheit im Kampf gegen das Coronavirus aufgefordert. Für das Allgemeinwohl und eine effektivere Bekämpfung der Pandemie sollten die Parteien endlich ihre "ideologischen Interessen" hinten anstellen, mahnte der Generalsekretär der spanischen Bischofskonferenz (CEE), Luis Argüello, am Montag bei einer Video-Pressekonferenz in Madrid.
Ideologisch motivierte Zerstrittenheit
Argüello rief die Parteiführer, die spanische Zentralregierung, aber auch alle Parlamentsabgeordneten und regionalen Ministerpräsidenten zur Rückkehr zum "politischen Dialog" auf. Hintergrund war die tiefe, teils ideologisch motivierte Zerstrittenheit der spanischen Parteien über die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, die bereits zu einer "gewissen Fehlkoordination" im Krisenmanagement geführt habe, so der Bischofssprecher.
In diesem Zusammenhang kritisierte Argüello speziell die Lage in den spanischen Altenheimen, die von der Politik gerade zu Beginn der Pandemie weder ausreichend mit Schutzmaterial versorgt wurden, noch eine angemessene personelle Unterstützung erhielten.
Staatspakt gegen Corona-Krise
Die Aufforderung zur politischen Einheit und zur Rückkehr zum Dialog kommt in einem wichtigen Moment für Spanien. Spanien ist mit über 200.000 Infizierten und 21.000 Todesopfer das nach den USA am schlimmsten von der Pandemie betroffene Land der Welt. Spaniens sozialistischer Regierungschef Pedro Sanchez plant in den kommenden Tagen einen großen Staatspakt zur Bewältigung der sozialen und wirtschaftlichen Folgen, an dem alle Oppositionsparteien, Regionalregierungen, Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände beteiligt werden sollen.
Doch die parteipolitischen Streitigkeit bedrohen einen solchen Pakt. Vor allem die Rechtspopulisten und die katalanischen Separatisten lehnen den Pakt aus eher ideologischen Gründe ab. Spaniens konservativer Oppositionsführer Pablo Casado kündigte am Montag nach einer Video-Konferenz mit Regierungschef Sanchez allerdings an, sich im Parlament für einen parteiübergreifenden Staatspakt stark machen zu wollen.