Mit Blick auf das eigene Leben oder auf das in der Kirche aber fühlten sich viele alleine, überlegte der Kardinal. Und doch: Mit dem Heiligen Geist habe Jesus sein Versprechen eingehalte. "Denn im Heiligen Geist ist er mit uns alle Tage bis zum Ende der Welt."
Jesus ist im Heiligen Geist
Wo der Geist sei, sei Jesus, erklärte Woelki. "Und zwar auf eine neue Weise, in der er uns Menschen viel näher ist als er das in den Tagen seines irdischen Lebens war." An die Stelle seiner äußeren Gegenwart sei nun seine innere Gegenwart durch den Geist getreten. Und so stehe Jesus nicht mehr den Jüngern gegenüber, sondern lebe in ihnen.
Das sei auch das Geschenk von Pfingsten: "Er ist der Lebendige, der an unserer Seite steht", so Woelki. Begonnen habe das alles schon am Osterabend. Denn schon da trat der Auferstandene in die Mitte der Jünger, hauchte sie an und sagte: "Empfangt den Heiligen Geist."
Der Geist und die Kirche
Die Kirche sei die erste Frucht des Kommens des Geistes, "indem er die Glaubenden so tief mit Christus verbindet", dass sie zusammengehören, so Woelki weiter. "Diese Kirche nennen wir heilig!" Das aber nicht, weil die Menschen so wunderbar und heilig wären, sondern, weil die Kirche durch den Geist heilig werde.
"Und wir nennen sie katholisch – allumfassend – weil sie das Heil für die ganze Welt und die ganze Menschheit in sich trägt." Die Kirche sei die Wirkstätte des Gottesgeistes in der Welt, so Woelki. "Wir bekennen sie auch als Gemeinschaft der Heiligen und gemeint sind damit auf gar keinen Fall die, die in den Verzeichnissen aufgenommen wurden, sondern alle, die durch den Glauben zu Christus gehören."
Übertragung bei DOMRADIO.DE
DOMRADIO.DE übertrug am Pfingstsonntag das Pontifikalamt aus dem Kölner Dom mit Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki. Der Kölner Domchor und Mitglieder des Gürzenich-Orchesters Köln sangen und musizierten unter der Leitung von Eberhard Metternich. An der Orgel: Ulrich Brüggemann
Das Pfingstfest
Am Pfingsttag feiern wir die Sendung des Heiligen Geistes, den Geburtstag der Kirche. Die Apostelgeschichte (2,1–11) spricht davon, dass das erste Pfingstfest an einem der großen jüdischen Wallfahrtsfeste, dem „Wochenfest“ (Schavuot), stattfand. Als Erntedank für die Weizenernte wurde dieser Tag später auch zur dankbaren Erinnerung an den Bundesschluss Gottes mit seinem Volk und die Übergabe der Zehn Gebote am Sinai.
Da das jüdische „Wochenfest“ am 50. Tag (griech. Pentekoste – Pfingsten) nach dem Pesachfest gefeiert wurde, wird deutlich, dass Pfingsten zu Ostern gehört. Es vollendet das Ostergeheimnis und bildet den Abschluss der Osterzeit. Für die Jünger ist mit dem Kommen des Geistes die verheißene messianische Zeit (vgl. Joël 3,1–3) angebrochen. Sie leben in diesem Bewusstsein und verstehen auch die missionarische Tätigkeit der jungen Kirche als vom Heiligen Geist gewirkt.
Pfingsten feiern heißt, sich neu mit der Kraft des Geistes Gottes erfüllen lassen, damit er durch uns die Welt neu gestalten kann.
Aus: Magnificat. Das Stundenbuch. Juni 2019