Im Marienmonat Mai beginnt die Wallfahrtssaison

Wo Volksfrömmigkeit gelebt wird

Mit dem Marienmonat Mai beginnt traditionell auch die Wallfahrtssaison. "Maria Vesperbild" ist einer der berühmtesten Wallfahrtsorte in Deutschland und hat seit wenigen Wochen einen neuen Direktor. Der freut sich auf die Saison.

Wallfahrtsort Maria Vesperbild / © Stefan Puchner (dpa)
Wallfahrtsort Maria Vesperbild / © Stefan Puchner ( dpa )

DOMRADIO.DE: Sie sind gerade erst im März in Ihr Amt als neuer Wallfahrtsdirektor eingeführt worden. Jährlich pilgern 400.000 bis 500.000 Menschen zu Ihnen nach "Maria Vesperbild”. Haben Sie schon eine Ahnung, was da ab dem 1. Mai mit dem offiziellen Beginn der Wallfahrtssaison auf Sie zukommt?

Michael Menzinger / © Christopher Beschnitt (KNA)
Michael Menzinger / © Christopher Beschnitt ( KNA )

Pfarrer Michael Menzinger (Wallfahrtsdirektor von "Maria Vesperbild"): Ja, das wird spannend, weil es ein großartiger Ort mit einer Wallfahrtskirche ist, wo die Volksfrömmigkeit noch so richtig gelebt wird. Ich erlebe seit gut drei Monaten ansatzweise, was das bedeutet. 

Es ist wirklich sehr schön, hier an diesen Ort zu kommen, mit der wunderschönen barocken Kirche, hier zu beten, zu verweilen oder an der Mariengrotte eine Kerze anzuzünden. Für mich als Wallfahrtsdirektor es ist auch schön, wenn mich auf dem Weg von der Wallfahrtskirche zur Grotte Menschen ansprechen und bitten, ob ich sie oder ihren Rosenkranz oder ihre Andachtsgegenstände segnen kann. Es ist ein sehr vitaler Ort. 

DOMRADIO.DE: Sie können also als Wallfahrtsdirektor neben der Verwaltungsarbeit tatsächlich noch seelsorgerisch tätig sein?

Menzinger: Es ist nicht weniger Verwaltungsarbeit, als in der Funktion als Leiter einer Pfarreigemeinschaft, wo ich vorher war. Es ist einfach anders.

DOMRADIO.DE: Sie kommen aus der Gegend, Sie kannten "Maria Vesperbild" schon aus Kindertagen, Sie waren da als Kommunionkind, als Theologiestudent – und später als Reporter für die Kirchenzeitung. Was bedeutet es für Sie, dass Sie jetzt Direktor eines so bedeutenden Wallfahrtsortes sind, der auch "schwäbische Hauptstadt Mariens" genannt wird?

Michael Menzinger

"Ich freue mich über diese Aufgabe und denke, dass ich hier segensreich wirken kann."

Menzinger: Ich habe mich tatsächlich ganz langsam diesem Wallfahrtsort genähert und unser Bischof Bertram Meier hat mich jetzt als neuen Wallfahrtsdirektor ausgesucht. Ich freue mich über diese Aufgabe und denke, dass ich hier segensreich wirken kann, weil ich – da lobe ich mich jetzt mal selber – in eine gesunde Marienfrömmigkeit hineingewachsen bin.

Ich verehre die Gottesmutter als Mutter der Kirche und wir dürfen jetzt in dieser ganzen österlichen Zeit, die uns die vergangenen Wochen geprägt hat, in den Monat Mai hineingehen und die Gottesmutter in ganz verschiedenen Momenten anschauen, so wie es in Litaneien auch mit vielen Anrufungen geschieht, oder auch in den schönen Marienliedern "Maria, Maienkönigin”, wie wir in Bayern gern singen, wo einfach alle Attribute der Herrlichkeit der Mutter Gottes zuteilwerden.

Es ist einfach herrlich, sie zu loben und immer mehr in die Nähe des Heilands zu kommen, zu Christus geführt zu werden, der uns die Herrlichkeit Gottes, des Vaters zeigt. 

DOMRADIO.DE: Zu Ihnen kommen auch regelmäßig prominente Besucher wie Erzbischof Georg Gänswein oder der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki. Was ist das Besondere an Maria Vesperbild?

Maria Vesperbild

Maria Vesperbild zählt mit mehreren hunderttausend Pilgern im Jahr zu den meistbesuchten Wallfahrtsorten Süddeutschlands. Höhepunkt des Pilgerjahres ist das Hochfest Mariä Himmelfahrt am 15. August, zu dem regelmäßig prominente Bischöfe als Zelebranten eingeladen werden. (KNA)

Das Ortseingangsschild Maria Vesperbild mit Blick auf die Wallfahrtskirche / © Simon Koy (KNA)
Das Ortseingangsschild Maria Vesperbild mit Blick auf die Wallfahrtskirche / © Simon Koy ( KNA )

Menzinger: Wir haben zwei sehr spezielle Wallfahrtstage und da waren der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki und Erzbischof Georg Gänswein zu Besuch. Dieses Jahr kommt der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer. Dinge, die die Wallfahrt besonders prägen, sind die Lichterprozession am Abend und die Volksfrömmigkeit.

Wir haben zum einen wirklich schöne, feierliche Liturgien in der Wallfahrtskirche, aber eben auch diese Elemente der Volksfrömmigkeit, wie Prozessionen und Andachten. Das findet hier sehr großen Zulauf. Dann kommen schon mal 5.000 oder 10.000 Leute, je nachdem wie das Wetter ist.

DOMRADIO.DE: Die Wallfahrtskirche ist noch von Ihrem Vorgänger aufwändig saniert worden. Welche Ideen bringen Sie für die den Wallfahrtsort "Maria Vesperbild" mit?

Menzinger: Ich bin jetzt drei Monate hier und habe viel Positives festgestellt und es läuft gut. Meine Idee ist, die Volksfrömmigkeit noch ein bisschen mehr auszubauen. Weil wir merken, dass die Bindung der Menschen an die Liturgie nicht mehr ganz so da ist, aber viele Elemente der Volksfrömmigkeit noch da sind, auch wenn die Menschen mit der Liturgie und den Sakramenten nicht mehr so vertraut sind.

Mir wäre wichtig, dass man das noch mehr ausbaut, weil ich glaube, dass so der vertrauensvolle Blick aufs Kreuz, das Bild der Gottesmutter oder eines Heiligen auch eine konkrete Ausdrucksform des Glaubens ist und letztlich rückgebunden bleibt auf die Mitte Jesus Christus. 

Michael Menzinger

"Wallfahrtsorte wie "Maria Vesperbild" sind ideal, weil man hier [...] diese Nähe zur Kirche hat."

DOMRADIO.DE: Immer mehr Menschen wenden sich von der Kirche ab und treten aus. Hat denn das Wallfahren Zukunft?

Menzinger: In jedem Fall hat das Wallfahren Zukunft. Das sieht man in Santiago de Compostela, in Altötting, Kevelaer und auch bei uns. Die Menschen spüren, dass sie Gott in ihrem Leben brauchen. Da ist so eine natürliche Frömmigkeit im Menschen angelegt.

Wallfahrtsorte wie "Maria Vesperbild" sind ideal, weil man hier zum einen diese Nähe zur Kirche hat. In unserer Wallfahrtskirche hängt das Bild der schmerzhaften Muttergottes, die ihren toten Sohn Jesus in den Schoss gelegt bekommt und so unsere Nöte, Fragen, Zweifel und unsere Traurigkeit sieht und uns anerkennt, so wie wir sind.

Zum anderen haben die Leute hier auch die Möglichkeit, durch die Natur zu spazieren und einfach zu verweilen und ein bisschen runterzufahren sowie aus den Sorgen herauszukommen und Momente der Stille zu erleben. Das ist einfach etwas ganz Wichtiges für unsere Zeit, in der viele Menschen das Gefühl haben, dass sie es nicht mehr schaffen. Bei uns bekommen sie neue Kraft und neuen Mut.

Das Interview führte Ina Rottscheidt.

Was bedeutet "Wallfahrt"?

Das Wort "Wallfahrt" stammt vom Wort "wallen" ab und bedeutet in eine bestimmte Richtung zu ziehen oder unterwegs zu sein. Durch das lateinische Wort "Peregrinatio religiosa" meint es einen Besuch in einer Pilgerstätte mit dem Zurücklegen eines Pilgerwegs. Eher das Ziel steht bei einer Wallfahrt im Vordergrund, weniger der Weg. 

Aus dem Grund sind Christen früher wie heute an bestimmten Heiligen Stätten besonders nahe: im Heiligen Land, an Gräbern von Aposteln, in Rom, Assisi, Lourdes, Loreto, Fatima, Altötting, Kevelaer, Werl, Telgte oder Bethen. 

Keine Wallfahrt nach Altötting / © Armin Weigel (dpa)
Keine Wallfahrt nach Altötting / © Armin Weigel ( dpa )
Quelle:
DR