Er war Bischof in Erfurt, Berlin und Köln, ab 1983 als Kardinal. Daneben nahm der gebürtige Schlesier wichtige Aufgaben im Vatikan und für die Weltkirche wahr. Damit erwarb er sich in der Kirchenzentrale Einfluss und Ansehen. Als enger Vertrauter von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) und auch von Papst Benedikt XVI. (2005-2013) war Meisner über Jahrzehnte der häufigste deutsche Audienzgast im Apostolischen Palast. Und er nutzte diesen auch, um Kirchenpolitik in der Heimat zu machen.
Mitglied in mehreren vatikanischen Behörden
Als Kardinal war der aus Breslau (Wroclaw) stammende Geistliche Mitglied in mehreren vatikanischen Behörden. Der Oberhirte der reichsten Diözese Deutschlands gehörte - als einer von sechs Kardinälen - der für die Finanzen des Heiligen Stuhls zuständigen Wirtschaftspräfektur an. Zudem war er Dauermitglied im 15-köpfigen "Kardinalsrat für die organisatorischen und wirtschaftlichen Angelegenheiten des Heiligen Stuhls". Dieser war praktisch die Vorgänger-Institution des heutigen "K9-Rates", der den Papst in Leitungsaufgaben berät.
Ab 1995 bis zu seiner Emeritierung 2014 war Meisner zudem Mitglied der Bischofskongregation. Somit hatte er einen Überblick über alle wichtigen Personalentscheidungen der Weltkirche, und Einfluss vor allem auf die Bischofsernennungen in Deutschland und Mitteleuropa.
Die Mitgliedschaft in diesem Gremium teilte er sich später mit Karl Lehmann, der 2001 ebenfalls ins Kardinalskollegium aufrückte. Zudem nahm Meisner an vielen Weltbischofssynoden teil, sei es als Vertreter seiner Bischofskonferenz oder als eigens vom Papst berufener Delegierter.
Versetzung nach Köln
Hakelig verlief 1988 die Versetzung Meisners aus dem geteilten Berlin nach Köln, als Nachfolger von Kardinal Joseph Höffner. Für den polnischen Papst Johannes Paul II., der schon früh den Zusammenbruch des Kommunismus ahnte, hatte der Ost-West-Wechsel gleichsam eine prophetische Dimension. Ein Jahr vor dem Fall der Mauer sah er in Meisner, den er in der DDR als wortgewaltigen Prediger bei einem Katholikentreffen auf den Erfurter Domstufen erlebt hatte, eine Art Vorreiter für den Austausch unter den Blöcken.
Bereits als junger Weihbischof in der DDR nahm Meisner wichtige Aufgaben für die bedrängte Kirche wahr und bewies Mut. In konspirativer Aktion weihte er in seinem von der Stasi observierten Haus tschechoslowakische Geheimbischöfe. Die Zeremonie fand in einem Hinterzimmer statt, das die Bewacher nicht einsehen konnten. Daher rührte das hohe Ansehen Meisners in den Kirchen des früheren Ostblocks. Mehrfach begleitete der Kölner Kardinal den Papst auf seinen Auslandsreisen in alle Welt. In Polen und in der Slowakei gab es Applaus, wenn bei einer Papstmesse sein Name unter den Konzelebranten verlesen wurde.
Strippenzieher bei der Wahl Ratzingers
An der Wahl von Josef Ratzinger zum Papst im Jahr 2005 war Meisner als Strippenzieher mit beteiligt. Sein Antipode Karl Lehmann und dessen Verbündete setzten sich mit dem Kandidaten Bergoglio erst acht Jahre später durch. Mit Papst Franziskus war das Verhältnis offenbar nicht so eng wie mit den beiden Vorgängern. Die Begrüßung unmittelbar nach dem Konklave in der Sixtinischen Kapelle wirkte im Vergleich zu anderen Kardinälen unterkühlt. Im vertrauten Kreis äußerte Meiser Kritik an Gestus und Regierungsstil des Argentiniers, zu dem er anders als zu den Vorgängern keinen direkten Draht hatte.
Dennoch beließ Franziskus Meisner bis über den 80. Geburtstag hinaus im Amt. Erst zum 28. Februar 2014 - zwei Monate nach Erreichen der Pensionsgrenze - nahm der Papst sein Rücktrittsgesuch an.