Themen rund um Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transpersonen (LGBT) seien "in der indischen Kirche und Gesellschaft tabu", sagte Pater Stanislaus Alla, Dozent für Moraltheologie am Vidyajyoti College of Theology in der Hauptstadt Neu Delhi, dem asiatischen Pressedienst Ucanews (Freitag).
Lokale Bräuche herrschen vor
Auch wenn das Schreiben der vatikanischen Glaubensbehörde vom 8. November der Transgender-Gemeinschaft viele Möglichkeiten eröffnet habe, dürften in der indischen Kirche noch länger lokale "Traditionen und Bräuche vorherrschen", so der Jesuit. Indische Katholiken würden in der Familie und mit ihren Kindern selten über Transgender-Themen diskutieren.
Auch der emeritierte Erzbischof Albert D'Souza von Agra, ehemaliges Mitglied der Glaubenskommission der katholischen Bischofskonferenz Indiens, sprach von großem Diskussionsbedarf. "Sicherlich brauchen indische Christen mehr Zeit, um sich mit den Maßnahmen des Vatikans auseinanderzusetzen", sagte D'Souza gegenüber Ucanews.
Inhalt des vatikanischen Dokuments
Das Dokument bekräftigt, transgeschlechtliche Personen können die Taufe empfangen, auch wenn sie sich einer Hormonbehandlung oder einer geschlechtsangleichenden Operation unterzogen haben.
Das Schreiben der Glaubenskongregation betont zudem, Homosexuelle könnten sowohl Trauzeugen wie Taufpaten sein. Die Möglichkeit einer Patenschaft hänge allerdings davon ab, ob der Betreffende lediglich homosexuell veranlagt sei oder dies mit einem Partner aktiv praktiziert.
Menschenrechtsorganisation reagiert positiv
Das indische Katholische Säkularforum, eine Menschenrechtsorganisation, begrüßte die Entscheidung des Vatikans. Ihr Gründer Joseph Dias sagte Ucanews, Priester sollten ihre Gemeinden darauf vorbereiten, Transgender in der Kirche aufzunehmen, um einen Skandal zu verhindern.
Inder seien sehr traditionell, so Dias weiter, daher müsse die Bischofskonferenz eine große Aufklärungskampagne durchführen.