Für mögliche Gottesdienste während der Coronavirus-Pandemie müssten aus Sicht des Virologen eine Vielzahl von Schutzmaßnahmen eingehalten werden. "Vollständig lassen sich Infektionen in diesem Bereich nur ausschließen, wenn Gottesdienste nicht stattfinden", sagte Mertens am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. Daher sollten vor einer Änderung der getroffenen Maßnahmen keine Sonderregelungen eingeführt werden.
Nach Angaben des Mediziners kann als gesichert gelten, dass der Erreger sowohl als Tröpfchen beim Husten und Niesen als auch durch Aerosole, also Mikrotröpfchen, von Infizierten ausgeschieden wird. Letztere entstünden beim Atmen und Sprechen, schwebten länger in der Luft und landeten auch auf Gegenständen. Ob das ein Übertragungsweg ist, sei aber noch unklar.
Hypothetische Bedingungen
Auf Basis dieser Kenntnisse könnte man laut Mertens hypothetisch folgende Bedingungen für mögliche Gottesdienstbesuche aufstellen: Die Gläubigen sollten so kurz wie möglich in der Kirche sein, einen Mindestabstand von zwei Metern beim Hineingehen, in der Kirche und beim Hinausgehen einhalten, sich nicht an Mund oder Nase greifen und gegebenenfalls eine chirurgische Atemschutzmaske tragen, da diese nach aktuellem Forschungsstand die Ausscheidung des Erregers stark reduziere, und sich nach Verlassen der Kirche die Hände desinfizieren.
Inakzeptabel sei für ihn das Argument, dass jeder Einzelne oder eine Gemeinde ein Infektionsrisiko bewusst akzeptieren dürfe. "Es können Dritte gefährdet werden, und es wird ja auch zurecht erwartet, dass jeder dann im Krankheitsfall medizinisch oder sogar intensivmedizinisch betreut wird, er belegt Krankenhauskapazität, kann Krankenhausinfektionen verursachen und medizinisches Personal gefährden", so Mertens.