Mit diesem "Unwort-Paar" nehme man Rücksicht darauf, dass das Thema Corona-Pandemie in der Öffentlichkeit wie in den Unwort-Einsendungen dominiert habe, teilte die Jury der "Sprachkritischen Aktion" am Dienstag in Darmstadt mit.
Vokabular der rechtsextremen Propagandisten
Die Sprachexperten wollen zudem darauf aufmerksam machen, "dass auch in anderen Themenbereichen weiterhin inhumane und unangemessene Wörter geprägt und verwendet werden".
Das Wort "Corona-Diktatur" sei von der Querdenker-Bewegung und "deren rechtsextremen Propagandisten" gebraucht worden, um Maßnahmen der Regierung zur Eindämmung der Pandemie zu diskreditieren.
Der Ausdruck "Corona-Diktatur" verharmlose tatsächliche Diktaturen und verhöhne die Menschen, die sich dort gegen die Diktatoren wendeten und dafür Haft, Folter oder den Tod in Kauf nehmen müssten. Der Ausdruck mache es zudem schwieriger, Zweifel an einzelnen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie offen und konstruktiv zu diskutieren.
Christlich geprägten Begriff missbraucht
Der Ausdruck "Rückführungspatenschaften" beziehe sich auf einen von der EU-Kommission vorgeschlagenen Mechanismus der Migrationspolitik: Die EU-Staaten, die sich weigern, Flüchtlinge aufzunehmen, sollten ihrer "Solidarität" mit den anderen Mitgliedern der EU dadurch gerecht werden, dass sie die Verantwortung für die Abschiebung abgelehnter Asylbewerber übernehmen.
Der Begriff "Rückführungspatenschaften" sei "zynisch und beschönigend", so die Jury. Der christlich geprägte Begriff der Patenschaft werde mit dem beschönigend für Abschiebung gebrauchten Begriff "Rückführung" kombiniert. So werde suggeriert, dass Abschieben eine gute Tat sei.