Innsbrucker Bischof ruft seine Kirche zum Aufbruch auf

Mit Geschenk des Glaubens mehr riskieren

Die aktuelle Kirchenkrise sollte nach Ansicht des Innsbrucker Bischofs Hermann Glettler zum Aufbruch genutzt werden. "Vielleicht sollten wir mit dem Geschenk des Glaubens kreativer, durchaus auch unternehmerischer umgehen."

Gottesdienstbesucher mit Maske / © Harald Oppitz (KNA)
Gottesdienstbesucher mit Maske / © Harald Oppitz ( KNA )

"Wir sollten mehr ausprobieren, mehr riskieren", sagte der 57-jährige Kirchenmann der katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost".

Bischof Hermann Glettler / © N.N. (Diözese Innsbruck)

Entscheidend sei in einer nervösen Zeit das persönliche Zeugnis von Menschen. "Durch die aktuelle Krise hindurch können wir zu einer neuen, tieferen Spiritualität kommen."

In ein Gartenzwerg-Format hineindebattieren

Manchmal habe er in der Kirche den Eindruck, "dass wir uns selbst in ein Gartenzwerg-Format hineindebattieren". Doch zwischen einer grotesken Selbstüberschätzung und einem demütigen Selbstbewusstsein liege eine Spannbreite.

"Natürlich stimmt es, dass wir aktuell nicht der große gesellschaftliche Gestaltungsfaktor sind - aber Salz und Licht zu sein, geht nicht von Quantitäten aus." Wenn die Menschen den Herzschlag des Evangeliums spürten, würden sie neugierig. Es stelle sich die Frage, woher bekomme eine säkulare Gesellschaft die nötige Zuversicht, um Probleme zu meistern. Insofern sei jetzt eine gute Zeit für die Kirche.

"Pluralitätsfitness" ist gefragt

In seiner Diözese Innsbruck sei er als Bischof gefordert, die innerkirchliche Bandbreite unterschiedlichster Positionen zusammenzuhalten. Das sei kein leichter Job: "Pluralitätsfitness" sei gefragt. "Wir dürfen uns nicht gegenseitig das Katholisch-Sein absprechen", mahnte Glettler.

Innsbrucker Dom St. Jakob / © Chris Rinckes (shutterstock)
Innsbrucker Dom St. Jakob / © Chris Rinckes ( shutterstock )

Zugleich erinnerte der Bischof daran, dass Gott "für alle" Mensch geworden sei. Der Grundimpuls des Katholischen sei universal. "Wir sind als Kirche nicht ein Verein unter anderen Vereinen oder spirituellen Clubs. Wir müssen das 'Für alle' leben, auch dort, wo die katholische Kirche eine kleine Minderheit ist."

Diözese Innsbruck

Das Bistum Innsbruck entstand erst vor 53 Jahren, als Spätfolge der 1919 besiegelten Teilung Tirols zwischen Österreich und Italien. Papst Paul VI. schrieb im August 1964 die neuen Tiroler Bistumsgrenzen fest. Die Administratur Innsbruck-Feldkirch wurde zur selbstständigen Diözese Innsbruck und der Kirchenprovinz Salzburg zugewiesen. Die Diözese Bozen-Brixen kam zur Erzdiözese Trient. Das Christentum fasste in Tirol bereits im 5. und 6. Jahrhundert Fuß.

Innsbrucker Dom / © Mikhail Markovskiy (KNA)
Innsbrucker Dom / © Mikhail Markovskiy ( KNA )
Quelle:
KNA