"Wir sollten mehr ausprobieren, mehr riskieren", sagte der 57-jährige Kirchenmann der katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost".
Entscheidend sei in einer nervösen Zeit das persönliche Zeugnis von Menschen. "Durch die aktuelle Krise hindurch können wir zu einer neuen, tieferen Spiritualität kommen."
In ein Gartenzwerg-Format hineindebattieren
Manchmal habe er in der Kirche den Eindruck, "dass wir uns selbst in ein Gartenzwerg-Format hineindebattieren". Doch zwischen einer grotesken Selbstüberschätzung und einem demütigen Selbstbewusstsein liege eine Spannbreite.
"Natürlich stimmt es, dass wir aktuell nicht der große gesellschaftliche Gestaltungsfaktor sind - aber Salz und Licht zu sein, geht nicht von Quantitäten aus." Wenn die Menschen den Herzschlag des Evangeliums spürten, würden sie neugierig. Es stelle sich die Frage, woher bekomme eine säkulare Gesellschaft die nötige Zuversicht, um Probleme zu meistern. Insofern sei jetzt eine gute Zeit für die Kirche.
"Pluralitätsfitness" ist gefragt
In seiner Diözese Innsbruck sei er als Bischof gefordert, die innerkirchliche Bandbreite unterschiedlichster Positionen zusammenzuhalten. Das sei kein leichter Job: "Pluralitätsfitness" sei gefragt. "Wir dürfen uns nicht gegenseitig das Katholisch-Sein absprechen", mahnte Glettler.
Zugleich erinnerte der Bischof daran, dass Gott "für alle" Mensch geworden sei. Der Grundimpuls des Katholischen sei universal. "Wir sind als Kirche nicht ein Verein unter anderen Vereinen oder spirituellen Clubs. Wir müssen das 'Für alle' leben, auch dort, wo die katholische Kirche eine kleine Minderheit ist."