Den weitesten Weg hat diesmal Ian Hockley aus Muscat im Oman, wenn er im August Gast am Kölner Dom ist und auf Einladung von Domorganist Winfried Bönig im Rahmen der Internationalen Orgelfeierstunden Vivaldi, Händel, Mozart, Schumann und Naji Hakim spielt.
Aber auch namhafte Interpreten wie Jean-Baptiste Monnot aus dem französischen Rouen, Dariusz Bąkowski-Kois aus Krakau, Andreas Liebig aus Basel oder Erwin Wiersinga aus Groningen in den Niederlanden sorgen bei dieser weit über Stadtgrenzen hinaus beliebten Konzertreihe für gewohnt internationales Flair. Alle sind sie ausgewiesene Experten ihres Fachs und bringen ein vielseitiges und abwechslungsreiches Programm an den Rhein mit.
"In diesem Jahr treten vor allem Organisten auf, die ich in den beiden letzten Jahren wegen der Pandemie ausladen musste oder die damals aus Hochrisikogebieten stammten und nicht nach Deutschland einreisen durften. Umso dankbarer bin ich, dass wir in der Kulturszene scheint’s zur Normalität zurückkehren, alle in den Startlöchern stehen und es kaum erwarten können, wieder auf Tournee zu gehen, um vor großem Publikum aufzutreten", erklärt Bönig. Es werde auch in diesem Sommer wieder eine bunte Runde namhafter Künstler, verspricht er den Fans von Orgelliteratur. "Ich freue mich auf viele tolle Kollegen!"
Die Toccata steht beim Eröffnungskonzert im Zentrum
Den Auftakt übernimmt wie immer der Kölner Domorganist selbst. Zur Eröffnung spielt er zehn Toccaten aus fünf Jahrhunderten: von Girolamo Frescobaldi, Johann Caspar Kerll, Georg Muffat über – selbstverständlich – Bach, Baldassare del Bianco bis hin zu Meistern der Gegenwart: Jean Guillou, André Fleury, Joseph Jongen oder etwa Wolfgang Stockmeier, der als einer der Vorgänger Bönigs an der Kölner Musikhochschule 2008 seine Komposition Toccata VIII sogar dem späteren Kollegen gewidmet hat. Toccata bedeute eigentlich nichts anderes als "Spielstück" und tauche als Begriff in allen Jahrhunderten auf, erklärt Domorganist Bönig zu seiner Idee, diesen Kompositionstyp diesmal ins Zentrum zu rücken. Der Begriff gehe auf das italienische "toccare" – berühren, schlagen – zurück und gelte als eine der ältesten Bezeichnungen für Instrumentalstücke, insbesondere für Tasteninstrumente.
Mit jeder neuen Reihe schafft es Bönig, einen inhaltlichen "Aufhänger" oder auch "Appetitanreger" zu schaffen, um in diesen Musiksommer am Kölner Dom einzusteigen. Diesmal also mit der Toccata. Natürlich darf da auch der absolute "Klassiker", die Toccata d-moll BWV 565, nicht fehlen, die so oft in solchen Kontexten gar nicht unbedingt gespielt wird, aber als die Toccata schlechthin zweifelsohne auch das Herz versierter Kenner höher schlagen lässt. Auf der anderen Seite aber stehen genau so auch kompositorische Raritäten, für die selbst ein Profi die eine um die andere Stunde hart üben muss, auf dem Programm. "Um so eine Programmarchitektur zusammenbauen zu können, bedarf es eines Vorlaufs von Monaten, in denen man sich regelrecht auf die Suche begibt", kommentiert Bönig. "Aber darum geht es ja gerade: den Zuhörern in jedem Konzert auch immer etwas Neues anzubieten. Sonst rostet man doch ein. In unserem Metier braucht es schon viel Neugier, sich immer wieder neuen musikalischen Herausforderungen zu stellen."
Schließlich gebe es so unfassbar viel Orgelliteratur: eine unendliche Anzahl an Möglichkeiten – auch um die ganze mögliche Palette an Klangfarben auszuschöpfen. "Aber das ist ja das Spannende. Denn immer wieder macht man da Entdeckungen oder hört bei den Kollegen etwas, das man selbst noch nie gespielt hat, und lässt sich davon inspirieren. Innerhalb der Szene sind wir da in ständigem Austausch und freuen uns über jede Anregung, wie wer was macht." Seit März sitze er an den Vorbereitungen zu seinen drei Auftritten in den Sommerferien, so Bönig. Schließlich gebe es auch wirklich schwere Kompositionen, die schon ihre Zeit brauchten. "Das ist wie ein Blumenbeet, auf dem nur ganz allmählich etwas wächst."