Dort gibt es neue Formen, Menschen in die Zwangsprostitution zu locken. Dies erklärte die Leiterin der Berliner In-Via-Beratungsstelle für Betroffene von Menschenhandel, Margarete Muresan.
Nach ihren Angaben half die Einrichtung seit der Gründung vor 25 Jahren rund 5.000 Mädchen und Frauen aus 30 Ländern. Träger ist der katholische Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit, ein Fachverband der Caritas.
Frauen in ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen
Muresan erklärte, das Internet werde von Kriminellen genutzt, um Frauen in ausbeuterische Arbeitsverhältnisse zu bringen. Außer um Zwangsprostitution handle es sich dabei oft um gering entlohnte Tätigkeiten im Haushalt, bei denen teilweise auch sexuelle Dienstleistungen erwartet würden.
Häufig seien Zwangslagen miteinander verbunden, wenn etwa zur Prostitution gezwungene Frauen zusätzlich mit Drogen handeln müssten. Weil sie sich damit strafbar machten, werde dies von Zuhältern genutzt, um sie vom Gang zur Polizei abzuhalten. Zuhälter nutzten das Internet auch für die Drohung, dort kompromittierende Videos oder Fotos der Betroffenen zu verbreiten, erklärte Muresan.
Nach ihren Angaben betreut die Berliner In-Via-Stelle jährlich bis zu 100 Mädchen und Frauen, einige von ihnen auch über mehrere Jahre. Die Einrichtung berät sie über Hilfsangebote und begleitet sie unter anderem in Gerichtsverfahren. In Brandenburg leistet die Beratungsstelle zudem aufsuchende Sozialarbeit in der Grenzregion zu Polen. In Kooperation unter anderen mit dem Berliner Senat, dem Landeskriminalamt und Jugendämtern ist der katholische Verband dabei, besondere Hilfen für Minderjährige auszubauen, so Muresan.
Kritik an Skandinaviens Umgang mit Prostitution
Sie äußerte sich zugleich kritisch über das von Skandinavien ausgehende Modell des Umgangs mit Prostitution. Dabei machen sich die Freier strafbar. Muresan betonte, eine solche Kriminalisierung wirke sich auch auf die Prostituierten aus. Es dränge sexuelle Dienstleistungen aus der Öffentlichkeit an unkontrollierbare Orte ab.
Die Berliner In-Via-Leiterin Astrid Gude erklärte, mit der Beratungsstelle setze der Verband sein vor über 100 Jahren begonnenes Engagement in der Hauptstadt fort. Damals sei er gegründet worden, um auf den Bahnhöfen arbeitssuchende junge Frauen davor zu schützen, in die Prostitution zu geraten.