Die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor lehnt neue Bezeichnungen für alte christliche Traditionen ab. "Lasst die Finger vom Christkind, von Sankt Martin, dem Nikolaus und allen anderen aus der Familie", schrieb Kaddor am Freitag in einem Gastbeitrag auf dem Nachrichtenportal t-online. Sie fordert darin auf, Abstand zu nehmen von Gedankenspielen, "ob man im Sinn von Toleranz, Antidiskriminierung, Pluralität, Political Correctness nicht besser zu neutraleren Namen kommen müsse wie Lichtermarkt, Laternenfest oder Sonne-Mond-und-Sterne-Fest".
Traditionen sind wichtig
Kaddor betonte weiter, sie freue sich, als Muslimin jedes Jahr den Weihnachtsmarkt zu besuchen und beim Martinszug mitzugehen: "Solche Traditionen sind schön und wichtig." Deutschland sei immer noch zu 60 Prozent von Christen bevölkert und habe eine lange christliche Vergangenheit. "Es gibt keinerlei Veranlassung, die hieraus entstandenen Traditionen gezielt abzuschwächen oder gar zu tilgen", so die Religionspädagogin.
Die zweitgrößte Religionsgruppe seien zwar die Muslime, jedoch mit fünf bis sechs Prozent sei dies "keine Größe, an der sich andere universell orientieren müssten". Falls doch jemand unbedingt einen Lichtermarkt veranstalten wolle, "dann nehmt weder Migranten im Allgemeinen noch Muslime im Speziellen pauschal als Gewährsleute, um solche Veränderungen zu legitimieren", mahnte Kaddor.
Überzeugte Muslimin
Sie kenne keine Muslime, die eine Umbenennung verlangen würden: "Im Gegenteil." Die Islamwissenschaftlerin schrieb weiter, sie werde an Heiligabend Weihnachtslieder mitsingen: "Und trotzdem bleibe ich eine überzeugte Muslimin." Ihren Gastbeitrag beendete sie mit der Liedzeile: "Alle Jahre wieder, kommt das Christuskind, auf die Erde nieder..."