Israel kritisiert katholische Erklärung zum Gaza-Krieg

"Religiöse Vorwände und sprachliche Tricks"

Weder die Hamas-Angriffe vom 7. Oktober noch Israels "verheerender Antwortkrieg" erfüllen nach Ansicht der Katholiken im Heiligen Land die Kriterien eines "gerechten Krieges". Israels Botschaft beim Vatikan reagiert darauf irritiert.

Palästinenser inspizieren die Trümmer eines zerstörten Hauses. / © Abed Rahim Khatib (dpa)
Palästinenser inspizieren die Trümmer eines zerstörten Hauses. / © Abed Rahim Khatib ( dpa )

Mit deutlichen Worten hat sich Israel gegen eine Erklärung der katholischen Bischöfe im Heiligen Land zum Gaza-Krieg gewandt. Es sei bedauerlich, dass eine Gruppe von Vertretern der katholischen Kirche ein Dokument herausgebe, "das mit religiösen Vorwänden und sprachlichen Tricks" das Recht Israels angreife, sich gegen seine Feinde zu verteidigen, die offen beabsichtigen, seiner Existenz ein Ende zu setzen, heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Erklärung der Botschaft Israels beim Heiligen Stuhl.

Die bischöfliche Kommission "Gerechtigkeit und Frieden des Heiligen Landes" hatte unter anderem die Verwendung des Begriffs "gerechter Krieg" für die Rechtfertigung der anhaltenden tödlichen Gewalt zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas anprangert. "Als Katholiken des Heiligen Landes, die die Vision von Papst Franziskus für eine friedliche Welt teilen, sind wir empört darüber, dass politische Akteure in Israel und im Ausland die Theorie des 'gerechten Krieges' nutzen, um den Konflikt in Gaza aufrechtzuerhalten und zu legitimieren", heißt es in dem am Montag veröffentlichten Text. Auch sei es bei dem neuen Gewaltausbruch im Heiligen Land "aufgrund der fehlenden Zielsetzung Israels" unmöglich zu beurteilen, ob es ernsthafte Aussichten auf Erfolg gebe.

"Krieg gegen das Existenzrecht Israels"

Dazu erklärte die Botschaft Israels beim Heiligen Stuhl, die Art, wie der Text den Begriff "gerechter Krieg" verwende, sei nicht mit dem Völkerrecht vereinbar. Zudem ignoriere das Dokument mit der Bezeichnung "Gaza-Krieg" für die Geschehnisse seit dem 7. Oktober die gleichzeitigen Angriffe gegen Israel aus dem Libanon, aus Syrien, Jemen und Iran. Tatsächlich müsse es "Krieg gegen das Existenzrecht Israels" heißen.

Entgegen dem Wortlaut des Dokuments sei es von Anfang an klares Ziel Israels gewesen, der Herrschaft der Hamas im Gazastreifen ein Ende zu setzen und "sicherzustellen, dass Gräueltaten wie die vom 7. Oktober sich nicht wiederholen". Auch schaffe die Behauptung, beide Kriegsparteien ignorierten den Grundsatz der Unterscheidung zwischen Zivilisten und Kämpfern, "eine falsche Symmetrie, die Vorurteile und Einseitigkeit widerspiegelt". Tatsächlich tue Israel sein Bestes, um diese Unterscheidung sicherzustellen, während die Hamas absichtlich Zivilisten und Kämpfer als zentrale Elemente in ihre Kampfstrategie einbeziehe, so Israels Vatikan-Botschaft.

Aufruf zur Suche nach friedlichen Lösungen

Die Kommission für Gerechtigkeit und Frieden hatte in ihrer Erklärung eindringlich zur Suche nach friedlichen Lösungen für den Konflikt aufgerufen. "Obwohl wir eine kleine Gemeinschaft im Heiligen Land sind, sind wir als Katholiken ein integraler Bestandteil der Identität dieses Landes", hieß es. "Wir möchten deutlich machen, dass wir und unsere theologische Tradition nicht dazu benutzt werden dürfen, diese Gewalt zu rechtfertigen."

Bericht: Gewalt gegen Christen in Israel nimmt zu

Eine bessere Datenerhebung und eine breite Bildungskampagne sind nach Einschätzung des Jerusalemer "Rossing Center" wichtig im Kampf gegen antichristliche Gewalt. Die hat laut einem aktuellen Bericht weiter zugenommen.

Menschen in Jerusalem an Pessach / © Johannes Schidelko (KNA)
Menschen in Jerusalem an Pessach / © Johannes Schidelko ( KNA )
Quelle:
KNA