Am Mittwoch dürften mehr als eine Million Menschen die Friedhöfe und Gräber überall im Land besuchen, Kerzen anzünden und kleine israelische Nationalflaggen mit Trauerflor anbringen.
Ab Mittwochabend geht das Totengedenken dann in die Feierlichkeiten zur Staatsgründung Israels vor 70 Jahren über. Mit Ende des britischen Mandats hatte der spätere Ministerpräsident David Ben-Gurion am 14. Mai 1948 im Tel-Aviver Dizengoff-Museum die "Wiederherstellung des jüdischen Staates im Land Israel" proklamiert. Der Tag fällt nach dem jüdischen Kalender in diesem Jahr auf den 19. April.
Molotow-Cocktails oder brennende Reifen
Die Gedenk- und Feiertage erfolgen diesmal erneut in einer angespannten politischen Lage. An der Südgrenze zum Gazastreifen demonstrieren seit Ende März jeden Freitag mehr als 10.000 Palästinenser für ein Rückkehrrecht in ihre ursprüngliche Heimat. Für die kommenden Wochen rechnen die Organisatoren sogar mit bis zu 100.000 Teilnehmern. Das israelische Militär ist bislang auch mit scharfer Munition gegen Demonstranten vorgegangen, die die Grenzanlagen mit Molotow-Cocktails oder brennenden Reifen angingen.
Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums wurden dabei 30 Teilnehmer getötet und über 2.000 verletzt.
Israels Befürchtungen
Noch angespannter ist die Lage derzeit im Norden an der Grenze zu Syrien und dem Libanon. Seit einem israelischen Luftschlag gegen eine iranische Flugbasis vergangene Woche, bei der sieben Iraner getötet wurden, hatte Teheran mit Vergeltung gedroht. Auch nach den Angriffen von Amerikanern, Briten und Franzosen auf drei syrische Ziele wurden in Israel Befürchtungen über mögliche Vergeltungsschläge laut. Israel reagierte auf die westlichen Angriffe vergleichsweise zurückhaltend.
Allerdings hatte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu die Aktion öffentlich begrüßt, weil damit die nach früheren Giftgas-Einsätzen Syriens angekündigte rote Linie durchgesetzt worden sei.
Israelische Medien vermuten nach diesen Angriffen negative Auswirkungen für ihr Land. Die Anschläge hätten die Probleme Israels mit Syrien und dem Iran nicht gelöst sondern eher vertieft. Denn eine Folge könnte sein, dass Russland als Reaktion den örtlichen Hauptverbündeten der USA - nämlich Israel - bestraft, indem es etwa dessen bisherige Freiheiten im syrischen Luftraum für Angriffe auf iranische Ziele einschränken könnte. Zudem äußern israelische Politiker ihre Besorgnis über die Ankündigung der USA, ihre Militärs aus Syrien abziehen zu wollen. Zudem wolle Präsident Donald Trump im kommenden Monat über seine künftige Haltung zum Atomabkommen mit Iran entscheiden. Die Lage im Norden, so die Medien, könne sich deswegen weiter zuspitzen.