Italiens Kirche spendet Gefängnissen Ventilatoren

Luftzug soll Abhilfe schaffen

Die Lage in Italiens Gefängnissen ist mehr als angespannt: Zu viele Häftlinge, zu wenig Personal, sanierungsbedürftige Räumlichkeiten. Die aktuelle Sommerhitze verschärft die prekären Haftbedingungen zusätzlich.

Symbolbild Stacheldraht über Gefängnismauern / © Vadzim Mashkou (shutterstock)
Symbolbild Stacheldraht über Gefängnismauern / © Vadzim Mashkou ( shutterstock )

Italien schwitzt und stöhnt unter der anhaltenden Sommerhitze - seit Wochen herrschen Temperaturen über 35 Grad. Besonders prekär ist die Lage in den chronisch überfüllten Gefängnissen des Landes. Die katholische Kirche möchte ein wenig Linderung verschaffen und verschenkt derzeit landesweit 2.200 Ventilatoren an 31 Haftanstalten.

Eine Frau im Gefängnis / © Frame Stock Footage (shutterstock)
Eine Frau im Gefängnis / © Frame Stock Footage ( shutterstock )

"Manchmal kann schon ein einfacher und leichter Luftzug helfen, die Zeit der Inhaftierung besser zu überstehen", heißt es in einem Brief des Generalsekretärs der Italienischen Bischofskonferenz, Erzbischof Giuseppe Baturi, an den Leiter von Italiens Gefängnisverwaltung, Giovanni Russo. Auszüge veröffentlichte die Zeitung "Avvenire" am Montag. Bereits Mitte Juni hatte der Bischofskonferenz-Vorsitzende Kardinal Matteo Zuppi 80 Ventilatoren an das römische Frauengefängnis Rebibbia übergeben.

Hitze verschärft angespannte Lage

Wie die Hitze die ohnehin schon angespannte Lage im italienischen Strafvollzug verschärft, zeigte sich am Wochenende in Rom. Im Gefängnis Regina Coeli weigerten sich Häftlinge, in ihre Zellen zurückzukehren. Berichten zufolge sollten dort Temperaturen von bis zu 40 Grad herrschen. 30 Gefangene wurden daraufhin in andere Einrichtungen verlegt.

Papst Franziskus küsst einer Frau die Füße bei einen Gottesdienst mit Fußwaschung an Gründonnerstag 28. März 2024 im Frauengefängnis Rebibbia im Osten Roms. / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus küsst einer Frau die Füße bei einen Gottesdienst mit Fußwaschung an Gründonnerstag 28. März 2024 im Frauengefängnis Rebibbia im Osten Roms. / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Das römische Gefängnis gehört mit 181,8 Prozent Belegung zu den überfülltesten in Italien. Laut Bericht des gemeinnützigen Vereins Antigone waren Ende März 39 Haftanstalten in Italien zu über 150 Prozent belegt.

Hohe Zahl an Suiziden

Bei diesen Zahlen ist eine Beschäftigung aller Gefangenen nicht möglich. Einer regelmäßigen Arbeit gehen nur etwa ein Drittel der Häftlinge nach. Es mangelt an Personal für die Überwachung wie auch für die medizinische, psychologische und soziale Betreuung. Dieser Ressourcenmangel bringt Spannungen und Gewalt - auf beiden Seiten der Gitterstäbe. Regelmäßig prangert die Gewerkschaft der Gefängnispolizei die Zustände in Italiens Haftanstalten an, fordert umfangreiche außerordentliche Einstellungen von Personal.

Die Zahl der Suizide ist hoch - seit Jahresbeginn nahmen sich 60 Gefangene das Leben. 2023 waren es insgesamt 70, zuvor 85 Häftlinge. In den ersten sieben Monaten 2024 begingen zudem sechs Angehörige der Gefängnispolizei Suizid.

Papst prangert Haftbedingungen an

Seit seinem Amtsbeginn kritisiert Papst Franziskus die Haftbedingungen auch in Italiens Haftanstalten. Allein in diesem Jahr besuchte er drei Gefängnisse, um auf die dramatischen Zustände aufmerksam zu machen.

Quelle:
KNA