Italiens Stararchitekt Renzo Piano wird 85 Jahre

Meister der Bautechnik

Er ist Senator auf Lebenszeit, vielfach preisgekrönt und stolzer Italiener. Der Genueser Architekt Renzo Piano hat sich weltweit einen Namen gemacht. Seine Werkliste reicht von Wohnhäusern über Museen bis hin zu Kirchen.

Autor/in:
Anna Mertens
Renzo Piano / © Piero Cruciatti (dpa)
Renzo Piano / © Piero Cruciatti ( dpa )

Es war für ihn mit Sicherheit kein einfacher Termin. An diesem Tag, sagte der Stararchitekt Renzo Piano, sei man hin- und hergerissen zwischen der Scham wegen der Tragödie und dem Stolz über die neue Brücke.

Die Rede war von der neuen Autobahnbrücke in der norditalienischen Hafenstadt Genua, erbaut von Piano. Die Vorgängerbrücke hatte am 14. August 2018 bei ihrem Einsturz 43 Menschen in den Tod gerissen. Die San Giorgio-Brücke nannte der Architekt das "Kind einer Tragödie und von Trauer".

Architekt Renzo Piano wird 85 / © Claudio Onorati/ANSA/EPA (dpa)
Architekt Renzo Piano wird 85 / © Claudio Onorati/ANSA/EPA ( dpa )

Trotzdem hatte Piano, gebürtiger Genueser, die Herausforderung nicht gescheut, eine neue Brücke auf den Trümmern der alten zu bauen. Nahezu 1.200 Menschen hätten fast ununterbrochen an der zügigen und sorgfältigen Wiedererrichtung gearbeitet. Das zeige die Stärke Italiens, so Piano weiter. Bereits in den 70er-Jahren hatten ihm das Annehmen großer Herausforderungen und sein unbändiger Tatendrang zu Weltruhm verholfen. Heute gilt der Italiener als einer der bekanntesten Architekten des Gegenwart. Am 14. September wird er 85 Jahre alt.

In Genua geboren

Baustelle der neuen Brücke von Genua / © Fabio Ferrari (dpa)
Baustelle der neuen Brücke von Genua / © Fabio Ferrari ( dpa )

Der 1937 in Genua geborene Piano studierte Architektur in Florenz und Mailand. Früh widmete er sich der Erforschung von Materialien und neuen Technologien. Zur Weiterbildung bereiste er bis 1970 die USA und Großbritannien und gründete mit dem britischen Architekten Richard Rogers das Studio Piano & Rogers. Gemeinsam gewannen sie 1971 den Wettbewerb für das staatliche Kunst- und Kulturzentrum Georges Pompidou. Das Centre Pompidou in Paris machte Piano und seinen damaligen Partner weltberühmt. Doch mit der Fertigstellung endete auch die Zusammenarbeit.

Piano eröffnete in der Folge ein Atelier mit dem Ingenieur Peter Rice. Die beiden arbeiteten bis zu dessen Tod im Jahr 1983 zusammen. Anfang der 1980er-Jahre benannte er die Studios in "Renzo Piano Building Workshop" um. Heute arbeiten in zwei Ateliers in Genua und Paris Architekten, Ingenieure und weitere Bauspezialisten als erfahrene Teams zusammen.

Weltberühmte Projekte

Zu Pianos Projekten zählen die Bebauung des Potsdamer Platzes in Berlin und das Weltstadthaus in Köln. Auch zahlreiche Museen wurden von ihm entworfen, darunter die Fondation Beyerle in Basel oder die Menil Collection im texanischen Houston. Zudem baute er die nach dem Petersdom zweitgrößte Kirche Europas, im süditalienischen San Giovanni Rotondo über dem Grab des heiligen Pater Pio. Vor zehn Jahren entwarf er das neue Wahrzeichen der Londoner Skyline und gleichzeitig eines der höchsten Gebäude Europas, "The Shard" mit 310 Metern Höhe.

Piano gilt als vielfältig im Stil und meisterhaft in der Technik. Auffällig ist sein Versuch, seine Werke respektvoll in Landschaft und Natur zu integrieren, etwa bei dem an drei Skarabäus-Käfer erinnernden Auditorium im Norden Roms (2002): Eine bei den Bauarbeiten gefundene antike Villa bezog er in sein Projekt mit ein. Die süditalienische Großkirche San Pio di Pietrelcina (2004) hat Olivenbäume auf dem großen Vorplatz, das Zentrum Paul Klee in Bern (2005) ist wellenförmig. Und das Klarissenkloster in Ronchamp ist größtenteils in einen Hügel eingegraben, um die Sicht auf die berühmte Wallfahrtskirche Notre-Dame-du-Haut von Le Corbusier (1887-1965) nicht zu behindern.

Zahlreiche Ehrungen

1998 erhielt Piano für sein Schaffen den Pritzker-Preis, den weltweit wichtigsten Architekturpreis. Zu weiteren Auszeichnungen gehören 1990 der Kyoto-Preis und 1995 der hoch dotierte Praemium Imperiale, der auch als japanischer Nobelpreis der Künste bezeichnet wird. Für den Neubau der California Acadamy of Sciences (2008) mit einer Dachbegrünung, die ohne künstliche Bewässerung auskommt, bekam er den Holcim Award Silver für nachhaltiges Bauen. Seit 2013 ist er italienischer Senator auf Lebenszeit auf Vorschlag des emeritierten Staatspräsidenten Giorgio Napolitano. Und seit 2016 kreist sogar ein Asteroid mit seinem Namen durch die Umlaufbahn - ein Denkmal für die Ewigkeit.

Quelle:
KNA