Hinweis der Redaktion: Im Februar 2021 wurde bekannt, dass Pater Werenfried van Straaten versuchte Vergewaltigung vorgeworfen wird. Der vorliegende Inhalt auf DOMRADIO.DE wurde vor diesen Erkenntnissen veröffentlich. Aktuelle Informationen finden Sie hier: https://www.kirche-in-not.de/allgemein/aktuelles/informationen-zum-artikel-in-christ-und-welt/
In seiner Predigt sprach Kardinal Müller über die Heiligen Timotheus und Titus. "Wie können wir den Auftrag des Apostelamtes richtig erfassen?", fragte Kardinal Müller im Kölner Dom. Eine Antwort fände man nicht in politischen Mustern oder bürokratischen Kategorien. Timotheus und Titus hätten in ihren Briefen deutlich gemacht, dass ein Nachfolger der Apostel ein Diener Christi und Verwalter der Sakramente sei. Ein Apostel sei kein Funktionär. "Er darf auch kein fauler Knecht sein", führt Kardinal Müller aus, der zum Jahrgedächtnis für Pater Werenfried extra aus Rom anreiste. Er müsse vielmehr mit den ihn anvertrauten Talenten arbeiten.
Letztlich sei jeder Christ durch die Taufe und seine Charismen befähigt, am Aufbau des Reiches Christi mitzuarbeiten. Ein leuchtendes und positives Beispiel dafür sei Pater Werenfried van Straaten gewesen. Dieser habe sich den Ehrentitel des "Speckpaters" verdient, weil er nach dem Zweiten Weltkrieg unter der niederländischen Landbevölkerung Speck sammelte, um den Erlös unter Flüchtlingen zu verteilen.
Gründer des Hilfswerks "Kirche in Not"
1947 löste Pater Werenfried van Straaten eine riesige Hilfsaktion aus, die in die Gründung des Hilfswerkes “Ostpriesterhilfe” mündete. Aus dieser Organisation entstand das weltweit tätige Werk KIRCHE IN NOT, das heute jährlich über 100 Millionen Euro Hilfsgelder an die Kirche in über 140 Länder verteilt. Werenfried van Straaten wurde am 17. Januar 1913 in Mijdrecht bei Amsterdam (Niederlande) geboren. 1934 trat er in die flämische Prämonstratenserabtei Tongerlo (Belgien) ein.
1947 hatte das Elend der in Baracken und Bunkern untergebrachten Heimatvertriebenen und Flüchtlinge aus dem Deutschen Osten Pater Werenfried zutiefst berührt und aufgerüttelt. In der Weihnachtsnummer der Zeitschrift seiner Abtei schrieb er einen Artikel mit dem Titel "Frieden auf Erden? – Kein Platz in der Herberge". Der 34-Jährige bat darin um Hilfe für die 14 Millionen aus dem Osten vertriebenen Deutschen, von denen sechs Millionen Katholiken waren.
Es erschreckte ihn nicht, dass er in Belgien zunächst auf heftige Ablehnung stieß. Hatten doch gerade die Menschen besonders schwer unter der deutschen Besatzung gelitten. Sein apostolisches Feuer erreichte jedoch, dass seine Zuhörer nicht mehr "die Deutschen" sahen, sondern den leidenden Mitmenschen in Not und Elend, hinter dem sich Christus selbst verbirgt. Die ausgelöste Hilfswelle der Flamen begründete das Hilfswerk "Ostpriesterhilfe".
Das erste, was Pater Werenfried von den belgischen Bauern erbettelte, war Speck, da er damit zumindest den größten Hunger der Vertriebenen lindern konnte. Außerdem hatte er schnell erkannt, dass Bauern eher Lebensmittel als Geld im Hause hatten und auch bereit waren, davon etwas abzugeben. Es wurde soviel Speck gesammelt, dass Pater Werenfried bald seinen Spitznamen “Speckpater” erhielt.
Eine Inschrift an seinem Grab in Königstein erinnert an ihn:
Man nannte ihn Speckpater,
Kämpfer für den Frieden,
Bettler Gottes für die Armen der Welt.
Priester aus holländischer Lehrerfamilie,
Vertrauter von vier Päpsten,
Freund von Heiligen,
Beschützer von Verfolgten und Unterdrückten,
Brückenbauer für die Einheit der Kirche.
Hüter der christlichen Familie.
Gründer von “Kirche in Not”.
Mann unerschütterlichen Gottvertrauens.
Quelle: https://www.kirche-in-not.de/wer-wir-sind/gruender-pater-werenfried-van-straaten