Derzeit kursierten massenhaft antijüdische Äußerungen, sagte Klein, dem "Tagesspiegel" (Online-Ausgabe Mittwoch). Die Pandemie schaffe ein Klima der allgemeinen Verunsicherung, was Beschuldigungen einzelner Personengruppen idealen Nährboden liefere.
"Krudester Antisemitismus"
Wenig überraschend seien Juden und Israel Hauptziele. "Antisemitische Hassreden verbreiten sich schnell im Internet und dort insbesondere auf den gängigen Social-Media-Plattformen", erklärte Klein.
Verschwörungstheoretikern, rechten Hetzern und Antisemiten scheine offenbar nichts zu absurd, um es nicht zu verbreiten. "Die Rede ist da von einer jüdischen Übernahme der Weltwirtschaft, jüdischen Gewinnen aus einem möglichen Impfstoff, von Israel entwickelten Biowaffen, oder einem jüdischen Versuch, die Weltbevölkerung zu reduzieren." Es breche sich "krudester Antisemitismus" Bahn.
Die Vergangenheit habe auf tragische Art und Weise gezeigt, dass aus Worten Taten werden können, mahnte der Beauftragte. Er rief deshalb dazu auf, alles zu tun, damit solche Hassrede nicht weiterhin online verbreitet werde. "Auch jede und jeder Einzelne ist hier gefordert, indem man einschreitet und antisemitische Diffamierungen gegenüber dem Betreiber der Plattform meldet", sagte Klein.
Forderung nach mehr Widerspruch
Der Religionsbeauftragte der Grünen, Konstantin von Notz, schloss sich der Forderung nach mehr Widerspruch an. Gerade in Zeiten der Krise müsse derartiger Propaganda "mit aller Entschlossenheit begegnet werden", mahnte er. Gleiches gelte für bewusst lancierte Falschmeldungen.
Von Notz würdigte in diesem Zusammenhang den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der angesichts einer Zunahme von Falschmeldungen und Verschwörungstheorien "ein echtes Pfund" sei - "mit seinem faktenbasierten und qualitativ hochwertigen Angebot".
Kritik an rumänischer Regierung
Unterdessen warf der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma den Regierungen Ost- und Südosteuropas vor, die Corona-Pandemie für rassistisches Handeln zu nutzen. In Bulgarien etwa seien Roma-Stadtviertel abgeriegelt worden, sagte Zentralratschef Romani Rose in Heidelberg. So werde die Minderheit von medizinischer Versorgung und Lebensmitteln abgeschnitten. Rassismus gegen Roma bekomme eine neue Dimension.
In anderen Regionen hätten Roma keinen Zugang zu Trinkwasser. Der Zentralrat fordert die Regierungen und die Europäische Union auf, nicht zuzulassen, dass Roma als Sündenböcke von Nationalisten und Rassisten missbraucht werden.