Die jüngsten Spannungen im Heiligen Land und der russische Krieg in der Ukraine haben auch die orthodoxen Osterfeiern in Jerusalem überschattet. Zwar konnten erstmals seit zwei Jahren wieder ausländische Pilger zum christlichen Hochfest einreisen. Aber die israelische Polizei verhängte für das Christenviertel in der Jerusalemer Altstadt und insbesondere für die Grabeskirche strengere Zugangsbeschränkungen als in Vor-Corona-Zeiten.
Weniger Besucher aus der Ukraine und Russland
Anstelle von zuvor 10.000 Teilnehmern wurden gerade 4.000 zu den zentralen Feiern an der traditionell verehrten Grablege Christi eingelassen. Zudem kamen diesmal bedeutend weniger Besucher aus der Ukraine und aus Russland, die beim orthodoxen Osterfest in Jerusalem sonst ein Gros der Teilnehmer stellten. Dafür konnten erstmals wieder koptische Christen aus Ägypten ins Heilige Land reisen.
Höhepunkt des orthodoxen Osterfestes, das die Ostkirchen nach dem alten Julianischen Kalender später, diesmal eine Woche nach den Westkirchen, feiern, war am Samstagmittag die uralte Liturgie des "Heiligen Feuers". Der orthodoxe Patriarch Theophilos III. zog in langer Prozession zur zuvor versiegelten und bewachten Kapelle über dem Grab Christi. Nach einem kurzen Gebet in der dunklen Grabkammer trat er mit zwei brennenden Kerzenbündeln heraus und segnete die begeisterte Menschenmenge.
Nach orthodoxem Volksglauben entzündet sich zum Osterfest die Flamme auf wundersame Weise über der Grab- und Auferstehungsplatte Christi. Das Feuer wird vom Patriarchen an die Gläubigen weitergereicht und von diesen in die Stadt und die Wohnhäuser getragen. Zuvor hatte Theophilos III. bereits an seinem nahegelegenen Amtssitz Delegationen von orthodoxen Kirchen aus aller Welt empfangen, die angereist waren, um das Heilige Licht in ihre Länder zu bringen.
Verschärfte Sicherheitsmaßnahmen
Die israelische Polizei begründete ihre verschärften Sicherheitsmaßnahmen mit den beengten Verhältnissen sowie fehlenden Notausgängen in der Grabeskirche. Ein schwerer Zwischenfall beim jüdischen Lag beOmer-Fest vom April 2021 im nordisraelischen Meron wirkt wie ein Trauma nach. Dort waren 45 Menschen getötet worden, als unter den Zehntausenden Feiernden eine Panik ausbrach.
Die Jerusalemer Christenführer versicherten dagegen, sie hätten in der Vergangenheit ihre Zeremonien stets im Griff und unter Kontrolle gehabt. In der vergangenen Woche hatten sie einen Rechtsstreit mit Israels Behörden über die strikten Zugangsbeschränkungen geführt, konnten sich aber letztlich nicht durchsetzen. Zwar hob ein Gericht die ursprüngliche Obergrenze der Polizei von 1.700 auf 4.000 an; die lokalen Kirchenvertreter zeigten sich damit jedoch nicht zufrieden.
Jerusalemer Christenviertel abgeriegelt
Viele Gläubige kamen an den Kontrollposten nicht weiter. Die Polizei hatte das Jerusalemer Christenviertel seit den frühen Morgenstunden weiträumig abgeriegelt und einige Altstadt-Tore sogar komplett geschlossen. Nur wenige wurden noch durchgelassen. Die Abgewiesenen machten ihrem Unmut mitunter deutlich Luft; es kam zu Protesten und Handgreiflichkeiten.
Dafür herrschte in der Grabeskirche und auch auf dem Vorplatz - gemessen an früheren Jahren – eine vergleichsweise entspannte Atmosphäre. Schon Stunden vorher feierten einheimische junge Christen in dem Gotteshaus mit Gesängen und Trommeln die Auferstehung Christi. Für 2023 dann haben Regierungsvertreter laut israelischen Medienberichten weitere Lockerungen zugesagt - falls das Problem der (Not-)Ausgänge gelöst wird.