Russland und Ukraine feiern Ostern ohne Waffenpause

Auferstehung in verschiedenen Welten

Die orthodoxen Christen in Russland und der Ukraine feiern an diesem Sonntag Ostern. Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. gratulierte bereits kurz nach Mitternacht den Gläubigen zum Osterfest.

Patriarch Kyrill I. und Wladimir Putin beim Ostergottesdienst 2015 / © Natalia Gileva (KNA)
Patriarch Kyrill I. und Wladimir Putin beim Ostergottesdienst 2015 / © Natalia Gileva ( KNA )

Am Ende des Gottesdienstes in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale übergaben sich Kyrill I. und Putin Geschenke. Das Kirchenoberhaupt erhielt vom Kreml-Chef ein verziertes Osterei. In seinen am Vormittag veröffentlichten Osterglückwünschen schrieb Putin an Kyrill I.: "Dieser bedeutende Feiertag vereint die orthodoxen Christen, alle Bürger Russlands, die die Auferstehung Christi feiern, um große moralische Ideale und Werte. Er weckt in den Menschen die hellsten Gefühle, den Glauben an den Sieg des Lebens, des Guten und der Gerechtigkeit." Es sei "erfreulich, dass die Kirche unter Eurer Heiligkeit eine fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Staat entwickelt und einen großen Beitrag zur Förderung traditioneller spiritueller, moralischer und familiärer Werte in der Gesellschaft" geleistet habe.

Es war die erste öffentliche Begegnung des Präsidenten mit dem Moskauer Patriarchen seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar. Putin nimmt traditionell an der Ostermesse des Kirchenoberhaupts in Moskau teil. Wegen der Corona-Pandemie hatte er allerdings zuletzt darauf verzichtet. In diesem Jahr besuchten laut der Nachrichtenagentur Interfax allein in der russischen Hauptstadt fast 600.000 Menschen Ostergottesdienste.

Kyrill sprach den Krieg in der Ukraine nicht an

Kyrill I. sprach bei der Messe den Krieg nicht an. Das erste, was jeder Christ aus dem Osterfest ziehen sollte, sei "die absolute Gewissheit des endgültigen Sieges der Wahrheit"; denn dafür habe der Erlöser gelitten und sei auferstanden, sagte er. Das bedeute, dass alle Christen auf der Seite des Sieges stünden, egal wie schwierig ihr Alltag sei.

"Und möge der Herr uns helfen, dieses Gefühl der Teilhabe am großen Sieg unseres Erlösers über die Sünde, über den Fluch, über den Tod zu bewahren", fügte er hinzu. Im März hatte der Patriarch den russischen Angriffskrieg als "metaphysischen Kampf" des Guten gegen das Böse aus dem Westen gerechtfertigt.

Hintergrund: Patriarch Kyrill I. rechtfertigt Krieg gegen die Ukraine

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. hat den Angriffskrieg gegen die Ukraine mehrfach verteidigt. Er rechtfertigte ihn etwa als "metaphysischen Kampf" im Namen "des Rechts, sich auf der Seite des Lichts zu positionieren, auf Seiten der Wahrheit Gottes, auf Seiten dessen, was uns das Licht Christi, sein Wort, sein Evangelium offenbaren".

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. / © Natalia Gileva (KNA)
Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. / © Natalia Gileva ( KNA )

Selenskyi mit Videobotschaft in Kiewer Sophienkathedrale

In fast der gesamten Ukraine konnten wegen der kriegsbedingten nächtlichen Ausgangssperre erst am Sonntagmorgen Ostergottesdienste gefeiert werden. Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj bat in einer Videobotschaft zum Osterfest "Gott um große Gnade, damit unser großer Traum wahr wird; ... der Tag, an dem großer Frieden in die Ukraine kommen wird. Und mit ihm ewige Harmonie und Wohlstand." An anderer Stelle sagte er: "Großer und einziger Gott, rette unsere Ukraine!" Das Video wurde in der Kiewer Sophienkathedrale aufgezeichnet, der bedeutendsten Kirche der Stadt.

Der orthodoxe Kiewer Metropolit Epiphanius verurteilte auf Twitter, dass dem russischen Militär nichts heilig sei und auch zu Ostern weiter Krieg führe. In Odessa seien am Samstag mehrere Zivilisten getötet und verletzt worden. Seine Osterglückwünsche verband er mit den Worten: "Mögen Ihre Herzen mit festem Vertrauen auf den Sieg des Guten und Wahren, auf den Sieg der Ukraine erfüllt sein."

Quelle:
KNA
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