DOMRADIO.DE: Wie begehen Sie diesen Feiertag?
Pfarrer Mykola Pavlyk (ukrainisch-katholische Gemeinde in Köln und Düsseldorf): Am Karfreitag fängt das orthodoxe Osterfest mit einer besonderen Vesper an. Diese Vesper feiern wir nur einmal im Jahr. Das Besondere ist unter anderem, dass ein Grabtuch aufgelegt wird. Auf diesem Grabtuch ist ein Abbild Jesu zu sehen und das bleibt dann bis Sonntagmorgen in der Kirche liegen. In dieser Zeit können die Menschen jederzeit zum Grabtuch hingehen und davor beten.
DOMRADIO.DE: Welche Bräuche und Traditionen sind an Ostern besonders wichtig?
Pavlyk: Die Osterzeit ist bei uns eine ganz besondere Zeit, da alle Gottesdienste in der Nacht gefeiert werden. Der letzte Gottesdienst der Osterzeit ist dann am Sonntagmorgen zu Ende. Jeder, der an diesem Gottesdienst teilnimmt, hat ein Körbchen mit dabei. In diesen Korb ist ein traditionelles Osterbrot, das sogenannte Paska, und andere Lebensmittel wie Eier, Wurst, Käse und so weiter.
Im Anschluss an diesen Gottesdienst werden die Körbe und ihr Inhalt geweiht. Wenn die Familien dann nach Hause kommen, setzt sich die Familie zu einem gemeinsamen Frühstück zusammen. Das macht jede Familie für sich.
Das ist eine Gegenüberstellung zu Weihnachten. An Weihnachten isst man ein gemeinsames Abendessen, zu Ostern ein gemeinsames Frühstück. Am Abend schließt man den Tag, an Ostern eröffnet man den Tag. Altes Testament und Neues Testament.
In diesem Jahr in unserer Düsseldorfer Kirche beginnt die Messe um 7 Uhr morgens. Dann ist sind die Gläubigen gegen 9 Uhr zu Hause und dann kann man sofort gemeinsam frühstücken.
DOMRADIO.DE: In diesem Jahr ist ihre Schar der Gläubigen deutlich größer als in den Jahren zuvor. Zahlreiche Flüchtlinge aus der Ukraine sind nach Deutschland gekommen. Haben Sie davon bereits etwas mitbekommen?
Pavlyk: Ja, die Flüchtlinge sind richtig spürbar. Schon am Palmsonntag hatten wir unsere beiden Kirchen in Köln und Düsseldorf voll. In die Kirche in Düsseldorf passen immerhin 500 bis 600 Personen. Zu Ostern wird das sicherlich noch ein Tick mehr. Da werden wir am Sonntag schauen, wie wir das händeln, wie wir all die Gläubigen in der Kirche unterbringen.
In Köln haben wir einen riesigen Pfarrgarten. Da wird das weniger ein Problem sein. Wenn es zu voll wird, machen wir einfach die Türen auf und wer dann nicht mehr in die Kirche reinkommt, bleibt draußen stehen.
DOMRADIO.DE: Mit Anmeldung oder Corona machen Sie aber nichts mehr, oder?
Pavlyk: Nein, Anmeldung machen wir nicht. Die Beschränkungen sind auch aufgehoben. Wir bitten noch darum, eine Maske zu tragen. Allerdings wäre Ostern mit Abstand und so weiter nicht drin.
Das Interview führte Florian Helbig.