DOMRADIO.DE: Wie ist bei Ihnen, im Westen der Ukraine gerade die Lage?
Markian Bukatchuk (Direktor des St. Basilius-Gymnasiums in Iwano-Frankiwsk): Wir befinden uns im Moment in der Karwoche, denn wir feiern Ostern nach dem julianischen Kalender. Diese Karwoche spüren wir dieses Jahr ganz besonders.
DOMRADIO.DE: Inwiefern?
Bukatchuk: Wir verstehen jetzt, was solche Gefühle wie Trauer, Angst, Verzweiflung und Not wirklich bedeuten. Wir spüren im Moment aber auch eine große Hilfe, die wir momentan auch in unserem Volk sehen. Auch darüber hinaus sind wir dankbar über die Hilfe aus dem Ausland.
Diese Gefühle: Einerseits Trauer und Angst, aber andererseits Freude und Hoffnung, die machen uns Mut, Ostern mit der Perspektive der Hoffnung zu begegnen und zu feiern.
DOMRADIO.DE: Ist es denn bei Ihnen möglich, Ostern ganz normal zu feiern, mit Prozession, mit Gottesdienst, mit allem, was dazugehört?
Bukatchuk: Natürlich muss man sich der aktuellen Situation auch anpassen. Prozessionen werden besonders in den umkämpften Gebieten sicher nicht stattfinden. Sollte zum Beispiel Luftalarm ausgelöst werden – ich kann jetzt nur von meiner Pfarrei sprechen –, dann werden die Gottesdienste auch unterbrochen. Man geht dann in den Keller, wo wir weiter beten. Wir haben in unserem Keller auch eine kleine improvisierte Kirche eingerichtet, mit Altar und allem, was dazugehört. Dort können wir ruhig und einigermaßen sicher das Gebet weiterführen.
Alles andere ist im Moment schwierig zu sagen. Wir warten jetzt auf die Vorschriften von unseren Bischöfen und der Synode. Man muss sich auf das Schlimmste vorbereiten, aber wir sehen, dass die Menschen eine große Hoffnung auf Ostern haben. Das war und bleibt immer ein wichtiges christliches Fest, ein Familienfest und ein Fest der Hoffnung, die den Menschen nicht genommen werden darf.
DOMRADIO.DE: Ostern ist ein Fest der Hoffnung. Wie schwer fällt es im Moment, den Hoffnungsgedanken zu vermitteln? Oder sagen Sie "Jetzt erst Recht"?
Bukatchuk: Wahrscheinlich beides. Es ist immer schwierig, in solchen Grenzsituationen Hoffnung aus dem Nichts zu schöpfen. Unsere Hoffnung kommt aber nicht aus dem Nichts, sondern vom auferstandenen Christus. Das ist nicht nur Theorie, sondern gelebte Theologie. Die spüren wir – wie gesagt – in der tatkräftigen Hilfe, die hier geleistet wird. Wir sehen die Freiwilligen, unsere Soldaten. Wir sehen, wie stark sich jeder engagiert, wie das Volk zusammenhält. Und alleine das macht schon Hoffnung; Hoffnung, dass dieser Krieg zu Ende geht und bald Frieden herrscht.
Das Interview führte Heike Sicconi.