Die 28. Klimakonferenz endet mit überschaubaren Ergebnissen. Nicht unerwartet angesichts des ölreichen Gastgeberlandes, seiner Leitung durch den Chef eines Ölkonzerns, oder dem Druck von 2400 Lobbyisten der fossilen Industrie im Konferenzzentrum, während die Zivilgesellschaft erneut nur am Rand stehen durfte.
Gelobt wird als konkretes Ergebnis der "Schaden & Verlust Fonds", der einige 100 Millionen US-Dollar einsammelte. Nur: Schon 2009 wurde auf der COP 15 in Kopenhagen ein UN-Klimafonds mit 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr versprochen, aus dem arme Länder im Umgang mit Klimawandelfolgen unterstützt werden sollten. Und überhaupt: Wo bleiben die Einzahlungen jener Firmen und Anteilseigner, deren fossiles Geschäftsmodell seit Jahrzehnten unendliche Profite machte, aber genau die inzwischen in Billionen US-Dollar kumulierten "Schäden & Verluste" produzierte?
Gelobt wird, dass erstmals in der COP-Geschichte fossile Energien als Ursache des Klimawandels genannt und eine "Abkehr" gefordert wird. Abgesehen von den verbleibenden Hintertürchen: Das war seit Jahrzehnten wissenschaftlicher Konsens und belegt, welch bremsenden Einfluss Lobbyisten auf den UN-Prozess haben. Letztes Jahr warnte der im Weltklimarat versammelte wissenschaftliche Konsens, dass die fossilen Emissionen spätestens ab 2025 sinken und bis 2023 um 43 Prozent reduziert werden müssen, sollte das 1,5-Grad-Ziel noch den Hauch einer Chance haben. Warten wir jetzt nochmals Jahrzehnte, bevor die Politik dies ernst nimmt?
Den Naturgesetzen ist das egal. Fallen Klimakipppunkte, und eine im Kontext der COP28 veröffentlichten Studie legt nahe, dass dies bei fünf bevorstehen könnte, wird sich das Leben auf der Erde auf sehr unschöne Weise verändern.
Wir brauchen einen Verhandlungsprozess, der sich an wissenschaftlichen Erkenntnissen orientiert.
Manche Staaten wollen mehr als COP28 hergibt
Deshalb denke ich in diesen Tagen sehr an die Verhandlungen für ein Verbot von Antipersonen-Landminen, an der ich als Koordinator für die Deutsche Kampagne teilnahm. Diese fanden anfangs auch in einem UN-Kontext statt. Chinesen, Russen und Amerikaner blockierten jeden Fortschritt mit absurden Blockademanövern. Damals initiierte die Zivilgesellschaft eine Koalition der Willigen, die in kurzer Zeit eine Verbotskonvention verfasste, der heute 164 Staaten angehören. Auch Papst Franziskus befürwortet Laudate Deum, Nr. 37, eine "Rekonfiguration des Multilateralismus" und verweist ebenfalls auf den Prozess, der zum Verbot von Anti-Personen-Landminen geführt hat.
Es gibt ja durchaus Staaten, die zu mehr bereit wären als COP28 hergibt: die EU mit ihren (ursprünglichen) Plänen für den European Green Deal, die High Ambition Group oder gar Olaf Scholz‘ "Klimaclub".
Das Problem bei diesen Zusammenschlüssen ist aber, dass all jene, die darin mitarbeiten, glaubwürdig ihre Hausaufgaben machen und mit gutem Beispiel vorangehen müssen. Das ist gerade bei Deutschland und seinen aktuellen Debatten und Blockaden seitens der FDP nicht der Fall. Aber: Wir sollten es wagen, solange wir noch Handlungsmöglichkeiten haben.
COP29 soll in Aserbeidschan
Der neue Prozess wird erweisen, dass ein Ende fossiler Energien kein Rückfall in die Steinzeit ist, sondern sogar Gewinne an Wohlstand und Lebensqualität hat (billige Energie, gesünderes Leben, stabilere Gesellschaften) mit sich bringen kann.
Die Tatsache, dass sich dies viele nicht vorstellen können, heißt nicht, dass es unmöglich ist. Geld, Technik und best-practice-Beispiele gibt es zu Hauf. Umgekehrt erhärtet sich erneut die Gewissheit, dass der COP-Prozess den nötigen Wandel weder angemessen noch rechtzeitig bringen wird. COP29 soll in Aserbeidschan stattfinden, ebenfalls ein Staat, der von fossilen Energien lebt. Tote Pferde soll man nicht weiter reiten.
Höchste Zeit, etwas Neues zu wagen!
Eine ausführliche Begründung für den Optimismus enthält das Buch von Jörg Alt (2022): "Einfach anfangen! Bausteine für eine gerechtere und nachhaltigere Welt, erschienen im Vier Türme Verlag Münsterschwarzach".